Sommer, Sonne, Meer und Tod

von Sandra Künzi 7. Juli 2015

Geht das noch, unschuldig ins Meer zu steigen? Können wir dort den Flüchtlingen entrinnen, die auf der Überfahrt nach Europa ertrunken sind? Der Sommer am Meer ist anders geworden, real und in unserer Vorstellung. Ein Fast-Sonett.

 

Sommer am Meer
fast ein Sonett

Der Sommer ist da und wir fahren ans Meer
mit Streit, Gepäck und Proviant
mit dümmlichen Gameboys in jeder Hand
auch der Stau ist da, und heiss ist der Teer

Endlich am Ziel, ein Hotel direkt am Meer
Gerangel beim Frühstück, Gerangel am Strand
ein Keifen und Weinen im Familienverband
wir sind uns in den Ferien einfach zu schwer

Als wir endlich den Fuss Richtung Wasser erheben
bemerken wir blass und von Übel gepackt
da schwimmen uns zahlreiche Leichen entgegen

Wir flüchten, doch sie sind schneller und nackt
wir hören das düstere Meeresbeben
Noch vor der Grenze haben sie uns gepackt

***

Der Sommer war da und wir warn an Meer
dort fanden uns Tote und hielten uns fest
sie brachten uns stumm in ihr Todesnest
da weinen wir nun, für immer im Meer

aus: Das politische Sonett / Juni 2015 Sandra Künzi