Allemann und Aebischer verzichten auf Kandidatur

von Urs Frieden 16. November 2015

Erstaunliche Wende bei den Berner Regierungsrat-Ersatzwahlen: Im Journal B begründen Evi Allemann und Matthias Aebischer ihren Verzicht.

Am 28. Februar 2016 geht es um die Nachfolge der scheidenden SP-Regierungsräte Philippe Perrenoud (Jura-Sitz) und Andreas Rickenbacher. Im Jura sind Pierre Alain Schnegg (SVP) und Roberto Bernasconi (SP) bereits in der Favoritenposition. Jetzt nimmt auch das Rennen um Rickenbachers Nachfolge Gestalt an – durch zwei prominente Verzichtsmeldungen aus dem Nationalrat. Wie Evi Allemann und Matthias Aebischer heute exklusiv auf Journal B bekanntgeben, stehen sie für diese Wahl nicht zur Verfügung.

Beide haben um diesen Entscheid lange gerungen und kommen jetzt zum selben negativen Fazit. Evi Allemann: «Als durch und durch politischer Mensch reizt mich das Amt einer Regierungsrätin sehr. Zudem scheint mir die derzeitige Ausgangslage interessant. Doch in der Abwägung zwischen der spannenden politischen Herausforderung und der Familie mit einem Säugling zu Hause hat letztlich die persönliche Situation das höhere Gewicht. Deshalb verzichte ich, im Februar 2016 zu den Ersatzwahlen anzutreten.»

Anders verlief der Entscheidprozess bei Matthias Aebischer, der ebenfalls von den Medien in eine Favoritenrolle gebracht wurde: «Ich bin vor vier Jahren in die nationale Politik eingestiegen. Ich habe mich im Nationalrat nun sehr gut eingelebt und habe parteiintern in einigen Dossiers den Lead übernommen. Ich will noch mehr Verantwortung übernehmen.» Er sei mit seiner Arbeit noch nicht fertig und habe sich deshalb entschieden, nicht zu kandidieren.

Der Verzicht des Stadtberner SP-Duos mag erstaunen. Denn beide hätten in der Ersatzwahl intakte Chancen gehabt, zumal sie bei der Nationalratswahl auf ihren Listen je das Bestresultat erzielten. Aber die private Situation steht für Evi Allemann derzeit im Vordergrund: «Unsere Tochter Julia ist erst drei Monate alt. Bevor ich ein neues zeitintensives Engagement anpeile, möchte ich zu ihr zuerst eine enge Bindung und ein stabiles Fundament aufbauen. Das ist entscheidend für alles, was danach kommt. Das kann ich nur jetzt tun und an niemanden delegieren.»

In zwei Jahren?

Bei Evi Allemann könnte es sein, dass sie bei den regulären Regierungsratswahlen in zwei Jahren doch noch antritt: «Dann sieht meine familiäre Situation anders aus als jetzt mit einem Säugling. Da mich das Amt einer Regierungsrätin sehr reizen würde, kann ich mir gut vorstellen, dass ich dann die Situation anders beurteilen werde als heute.» Mit Freude werde sie sich nun weiterhin im Bundeshaus unter anderem für eine nachhaltige Mobilität, bezahlbaren Wohnraum und eine differenzierte Sicherheitspolitik einsetzen.

Auch Aebischer schliesst eine kantonale Karriere nicht aus: «Mir gefällt das Politisieren auf nationaler Ebene sehr gut. Die kantonale Politik verfolge ich jedoch auch dank meinen Eltern, welche ebenfalls politisierten, seit 40 Jahren sehr genau. Ich kann mir also gut vorstellen, einmal für die Berner Regierung zu kandidieren. Die Zeit dazu ist im Moment einfach noch nicht reif.»

Oberländer Ammann im Fokus

Somit steht der Meiringer SP-Grossrat Christoph Ammann im Brennpunkt, der von der Sektion Berner Oberland und von der Geschäftsleitung des SP-Regionalverbands Oberland ins Rennen geschickt wird. Die Chancen Ammanns sieht Evi Allemann so: «Christoph Ammann hat bei den Nationalratswahlen sehr gut abgeschnitten. Wie SVP-Konkurrent Lars Guggisberg kam er auf den ersten Ersatzplatz seiner Liste. Mit ihm hätten wir gute Karten, den Sitz zu verteidigen.»

Auch Aebischer setzt auf den Rektor des Gymnasiums Interlaken: «Christoph Ammann ist ein sehr erfahrener Politiker und hat im Gegensatz zu vielen andern einen grossen Vorteil: Er wird nebst den Stimmen im urbanen Umfeld auch die Stimmen auf dem Land und ganz besonders im Oberland abholen. Dies könnten andere Kandidierende weitaus weniger gut.»