Wohnen statt Wurst

von Christof Berger 19. Februar 2015

Die Zukunft des Meinen-Areals im Mattenhofquartier konkretisiert sich: Neben Dienstleistungs- und Gewerbebetrieben sollen hier bis 2020 rund zweihundert neue, vor allem 2½- und 3½-Wohnungen entstehen.

Noch steht das markante, grau und etwas abweisend wirkende Gebäude der Meinen-Fabrik mitten im Mattenhof-Quartier. Doch sind die Tage der Wurst- und Fleischproduktion gezählt. Die Grossmetzgerei hat das Areal 2011 der Personalvorsorgestiftung der Ärzte und Tierärzte (PAT BVG) verkauft. Diese möchte hier nun Wohnungen, Dienstleistungs- und Gewerbebetriebe realisieren und arbeitete dabei eng mit dem Stadtplanungsamt Bern zusammen. Das Meinen-Areal umfasst mehrere Parzellen nördlich und südlich der Schwarztorstrasse, die unterirdisch miteinander verbunden sind. Die Parzellen sind heute Industrie- und Gewerbezone sowie im südlichen Teil Dienstleistungs- bzw. gemischte Zone. Es braucht also eine Zonenplanänderung, um ein Wohnprojekt realisieren zu können. Die Bevölkerung wird somit schon bald darüber abstimmen können.

Das Siegerprojekt des Wettbewerbs

Ursprünglich hatte die Firma Meinen noch eine Umnutzungsstudie erstellen lassen. Diese kam aber zum Schluss, dass die bestehenden Gebäude nicht sinnvoll weiterverwendet werden können. Rund eine halbe Million Franken wurden deshalb durch die PAT BVG in einen Studien-Wettbewerb unter acht Architekturbüros investiert. Diese Architekturteams hatten in einem ersten Schritt die Aufgabe, schlüssige städtebauliche Konzepte zu erarbeiten. Fünf dieser Konzepte wurden anschliessend für eine vertiefte Weiterbearbeitung und zur Ausarbeitung von konkreten Projektvorschlägen für die einzelnen Teilgebiete ausgewählt. Die Jury bestand unter anderem aus Architekturprofis, Vertretern der Bauherrschaft, der Stadt und der Quartierkommission QM3.

Die Abstimmung über das Projekt auf dem Meinen-Areal resp. die Zonenplanänderung wird vermutlich 2017 stattfinden.

Christof Berger

Vom 26. Januar bis 6. Februar sind nun die verschiedenen Vorprojekte im Kirchgemeindehaus Steigerhubel vorgestellt worden, darunter das Siegerprojekt des Architekturbüros GWJARCHITEKTUR AG aus Bern. Es sieht eine qualitativ hochwertige und nachhaltige Wohn-, Gewerbe- und Dienstleistungsüberbauung mit 190 – 200 Wohnungen mit mehrheitlich 2½ – 3½ Zimmern vor. Gleichzeitig soll die Brunnmattstrasse im Bereich der Tramhaltestelle «Brunnmatt» zu einem attraktiven Quartierzentrum mit Bäumen umgestaltet werden. Ebenfalls eine Baumreihe soll die Schwarztorstrasse säumen. Die Stadt erwarte eine Aufwertung des Quartiers, sagte Stadtplaner Mark Werren anlässlich der Präsentation der Projekte.

Ein neuer Quartierplatz

Nördlich der Schwarztorstrasse sieht das Siegerprojekt eine Blockrandbebauung vor. Im ersten Untergeschoss sowie im Erdgeschoss sollen Verkaufsflächen für die Quartierversorgung, zum Beispiel eine kleine Filiale eines Grossverteilers, bereitgestellt werden, Wohnungen sind im Erdgeschoss sowie in den Obergeschossen vorgesehen. Der südlich der Schwarztorstrasse gelegene Teilbereich wird durch einen Solitär – ein 8- bis 9-stöckiges Gebäude – und einen daran anschliessenden, entlang der Schwarztorstrasse verlaufenden Längsbau geprägt. Im Erdgeschoss und den beiden ersten Obergeschossen des Solitärs möchte die Bauherrschaft Läden und Büros realisieren. Die restlichen Obergeschosse sowie der Längsbau sind für Wohnungen vorgesehen. Sämtliche Parkplätze werden in einer von der Schwarztorstrasse her zugänglichen unterirdischen Einstellhalle untergebracht. In beiden Teilbereichen sollen attraktive private und halböffentliche Grün- und Freiräume geschaffen werden. Es soll in mehreren Etappen gebaut werden können.

Noch sind Details der Planung nicht unumstritten, so der Wohn- resp. Gewerbeanteil, und Quartiervertreter wünschen sich zudem einen grösseren Quartierplatz. Nach der Überarbeitung des Siegerprojekts gemäss den Empfehlungen des Beurteilungsgremiums wird das Planerlassverfahren für die Umzonung voraussichtlich im zweiten Quartal 2015 starten. Die Abstimmung über das Projekt respektive die Zonenplanänderung wird vermutlich 2017 stattfinden. Gibt es keine Verzögerungen, werden die ersten Wohnungen 2020 bezogen werden können.