Bern und der Wintersport im Iran

von Willi Egloff 26. November 2019

Nicht mit den Alpen, sondern mit Bergsteigen und Skifahren im Iran beschäftigt sich zurzeit das Alpine Museum Bern. «Semestan-e-Iran» oder «Iran Winter» heisst die Ausstellung, die dort am vergangenen Donnerstag eröffnet wurde. Ein Augenschein.

Wer sich für Bergsteigen und Skitouren im Hochgebirge interessiert, denkt wohl nicht ohne weiteres an den Iran. Und doch hat dieses Land, dessen höchster Berg sich auf 5600 m.ü.M. erhebt und in dem es Dutzende von Viertausendern gibt, eine sehr viel ältere Tradition des Bergsteigens als Europa. So beschreibt beispielsweise schon der persische Nationaldichter Ferdausi in seinem um das Jahr 1000 entstandenen Epos «Schahname» eine Bergbesteigung im Hochgebirge.

Allerdings ist der Alpinismus als Wirtschaftszweig eine ganz neue Entwicklung. Noch besteht nur eine beschränkte Infrastruktur, es gibt nur wenige Unterkünfte oder Transportmittel in den iranischen Bergen. Die islamische Revolution mit ihren rigiden Sittengesetzen hatte auch den iranischen Individualtourismus weitgehend zum Erliegen gebracht. In den letzten 20 Jahren manifestiert sich aber ein rasch wachsendes Interesse an Skitouren und Bergsteigen in der iranischen Bevölkerung, und auch die Zahl der Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland wächst rapide an.

Interviews und Videoreportage

Die Ausstellung illustriert diese Entwicklung in Form von Interviews mit Personen, die in diesem neuen wirtschaftlichen Sektor tätig sind. Wir lernen Mohammad Hajabolfath kennen, der in Teheran ein Geschäft mit Skiausrüstungen betreibt und selber Skitouren veranstaltet, oder Parastoo Abrishami, die als Höhenbergsteigerin gerne schwierige Routen wählt. Wir machen Bekanntschaft mit Mina Ghorbani, die als Bergführerin arbeitet, oder mit Hussein Nazar, der zahlreiche Bücher über die iranischen Berge veröffentlicht hat. Sie alle erzählen von ihrer Faszination für die Berge und über ihren Alltag in den Bergen, in welchem die patriarchalen Zwänge der iranischen Gesellschaft weit weg zu sein scheinen. Eine kurze Reportage von einer Skitour im Hochgebirge ergänzt die Einzelinterviews.

Parallel-Veranstaltungen im Polit-Forum und im Kino Rex

Zu verdanken ist diese Entdeckungsreise der Zürcher Autorin Caroline Fink, welche die Interviews geführt und das Videomaterial gedreht hat. Komplettiert wird die Ausstellung durch Veranstaltungen zum Thema, die einerseits im Alpinen Museum selbst, andererseits aber auch im Polit-Forum Käfigturm und im Kino Rex stattfinden.

Natürlich: Die kleine, aber feine Ausstellung bietet nur eine erste Annäherung ans Thema. Sie ruft nach zusätzlicher Information, nach Vertiefung. Dass ein solches Bedürfnis gerade auch in Bern vorhanden ist, zeigte sich schon anlässlich der ersten Zusatzveranstaltung im Alpinen Museum: Das Publikumsinteresse war so gross, dass die geplante Führung aus Platzgründen abgesagt und durch eine improvisierte Informationsveranstaltung im Hodlersaal ersetzt werden musste.