Kunst-Stafette #64: Ernestyna Orlowska

von Magdalena Schindler 11. Oktober 2016

Mit Magic Almond realisiert Ernestyna Orlowska im Sommer 2017 ein Projekt auf der grossen Allmend. Rund um ein Ambulanz-Fahrzeug als magische Mitte soll die grüne Wiese am Stadtrand von Bern performativ bespielt werden. 

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Ernestyna Orlowska:

Ich habe mir das Projekt Magic Almond für einen Kunst am Bau-Wettbewerb der Stadt Bern ausgedacht und es wurde ausgewählt. Es wird nächstes Jahr während den warmen Monaten auf der grossen Allmend in Bern stattfinden. Die Magic Almond ist ein mobiler Kunstraum. Zu diesem Zweck wird eine ausrangierte Ambulanz umgebaut. Mir gefiel das Bild einer leeren grossen Wiese, auf der eine Ambulanz steht. Man kennt diese Art von Anlaufstelle auf Festivals. Doch diesmal ist die Wiese viel leerer und die Ambulanz wird gut sichtbar sein.

Es werden ungefähr 15 Interventionen mit der Magic Almond stattfinden. Ich werde mit einem Open Call unterschiedliche Kunstschaffende einladen, um den Innenraum des Wagens oder den allmendischen Aussenraum performativ zu bespielen. Meine Rolle als präsente Kuratorin der Magic Almond werde ich mit Kostümen und starken visuellen Elementen unterstreichen, um damit das Zeichen zu geben: Hier findet etwas statt, man kann näher kommen und schauen. Ein Kostüm bringt auch die Interaktion mit dem Publikum auf ein fiktives Level – die Leute sind viel eher bereit, sich auf das Spiel, das ich ihnen anbiete, einzulassen.

Auf den Titel kam ich, als ich bei der Recherche über die ursprüngliche Bedeutung von einer Allmend auf den Begriff «Tragik der Allmende» stiess. Damit gemeint ist ein Gut, das der Allgemeinheit gehört, aber von manchen NutzerInnen dann zu ihrem Vorteil ausgebeutet wird, ohne Rücksicht auf Nachhaltigkeit (wie z. B. die Überfischung der Weltmeere). Das Projekt heisst jetzt aber Magic Almond und nicht «Tragic Allmend», weil ich denke, dass Kunst Möglichkeiten schaffen kann, sich über das enge Korsett von gewohnheitsrechtlichen Logiken hinwegzusetzen. 

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Immer. Aber ein hoher Grad an Abstraktion und Ambivalenz ist mir wichtig.

Wo siehst Du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Es ist eine Herausforderung für mich, etwas im öffentlichen Raum zu machen, weil man nicht alles kontrollieren kann. Das Publikum kann viel härter sein. Die Mittel sind anders als in einem Theater, sie müssen viel klarer und stärker, aber auch reduzierter sein. Es ist aber auch sehr aufregend, im öffentlichen Raum zu wirken. 

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Nächstes Jahr wird es die grosse Allmend sein. Dieses Jahr sind es das Schlachthaus Theater, die Dampfzentrale, die Reitschule mit der Schützenmatte und die Aare. Diese Orte tragen für mich zur Qualität von Bern bei.