Kunst-Stafette #61: Kate Burgener

von Magdalena Schindler 2. August 2016

Körper und Bewegung sind zentrale Elemente im Schaffen von Kate Burgener. Traumwandlerisch bewegen sich ihre Filmfiguren durch Erinnerungsräume, andere Arbeiten der Künstlerin hingegen sind öffentlich und partizipativ.

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Kate Burgener:

In der Videoarbeit herbaceous perennials befasse ich mich mit Rezeptions- und Erinnerungsmustern. Der Grundstrang dieser Videoarbeit ist eine Situation aus der Kindheit: Ein junges Mädchen läuft durch den Wald jemandem (hier dem Betrachtenden) in Erwartung einer Umarmung entgegen. Dabei untersuche ich verschiedene Bewegungen von Körpern in unterschiedlichen Räumen sowie ihr assoziatives Potential und ihre Balance zwischen Präsenz und Absenz, auch auf der Tonebene. Die Pflanze herbaceous perennials hat Stiele, die Ende Saison absterben, Teile aber überleben wie Erinnerungen unter dem oder nahe am Boden von Jahr zu Jahr.

Welchen Raum brauchst du für deine Kunst?

Bei meiner Videopraxis drehe ich mit verschiedenen Menschen an unterschiedlichsten Orten, oft wie in dieser Arbeit in Bern und Umgebung (hier der Ostermundiger Wald und die PROGR-Gänge). Diese Aufnahmen kombiniere und schichte ich mit anderen Räumen von Reisen oder mit foundfootage-Material. Daraus sollen neue Erinnerungs- und Assoziationsräume entstehen.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

In meiner künstlerischen Praxis setze ich mich mit Cultural- und Gender-Fragen auseinander, so auch in meiner Masterarbeit zu «Posen des Terrors – Analyse und Kritik medialer Inszenierung» oder beim chicomat -an interactive system for diversity research. Bei meinen digitalen touch-ups fliessen aktuelle gesellschaftliche Phänomene in die Bildarbeit ein, oft auch in der Videopraxis.

Suchst du die Öffentlichkeit?

Bei partizipativen Interventionen wie BLUEhatching oder GRAVELtracking ist die Öffentlichkeit integraler Bestandteil des Konzepts. Das Publikum wird Akteur im künstlerischen Prozess, entweder durch die Möglichkeit der Aneignung oder als Mitautor im Entstehungsprozess der künstlerischen Arbeit. Diese künstlerische Praxis steht in einem Spannungsverhältnis zu meiner Videoarbeit, die Intimität, das unheimlich Verborgene und die Verletzlichkeit sucht.

Wo siehst Du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Ich entdecke immer wieder neue interessante Orte, um mit Körpern in Bewegung zu arbeiten und zu filmen. Auch bei brachliegenden Arealen findet sich viel Potential, wie unser aktuelles Zwischennutzungsprojekt offSPACE KUNSTgarten in den Familiengärten beim Loryplatz in Bern zeigt.

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Für mein letztes Video amanita verna habe ich Anfang des Jahres mit meiner Tochter Dreharbeiten im geschlossenen Lorrainebad gemacht, ein saisonal bespielter Ort, der seine Faszination speziell ausserhalb der Betriebszeiten entfaltet. Wasser ist in meinen Videoarbeiten oft ein tragendes Element, vielleicht weil ich am Meer aufgewachsen bin.