Kunst-Stafette #43: Peter Aerschmann

von Magdalena Schindler 8. September 2015

Peter Aerschmann ist bekannt für seine Videos, in denen er Fotos und Filmsequenzen von Menschen im öffentlichen Raum in virtuelle Bildwelten transferiert. Mit seiner interaktiven Arbeit «Orakel» führte er Passanten in Grenchen die Schnittstelle von Innen- und Aussenwelt spielerisch vor Augen.

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Peter Aerschmann:

Beim Installieren meiner Ausstellung im Kunsthaus Grenchen stand ich hinter der grossen Glasfront, welche direkt zum Bahnhofsplatz hin gerichtet ist. Ich beobachtete die vielen wartenden Menschen, von denen die meisten auf der stetigen Suche nach Informationen mit ihrem Smartphone oder einer Gratiszeitung beschäftigt waren. Ich setzte mir zum Ziel, ihre Gedanken, Botschaften und Suchanfragen irgendwie sichtbar zu machen und so entstand die Idee zur interaktiven Videoinstallation ORAKEL: Sie nimmt Fragen jeglicher Art per SMS entgegen, zeigt diese sogleich für alle Anwesenden auf der Projektionsfläche, wo drei eulenähnliche Wesen prompt die Antworten darauf liefern. 

Welchen Raum brauchst du für deine Kunst?

Die Welt bietet mir alles, solange ich mich frei bewegen kann. Zudem benötige ich viel Zeit, ein günstiges Atelier mit einem schönen Ausblick und einen Tisch für meinen Computer.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Auch wenn das Resultat meiner Videoarbeiten oft eine deutlich konstruierte Wirklichkeit ist, stammen die Bilder doch alle aus dem realen Umfeld, meist aus dem öffentlichen Raum. Ich interessiere mich für die Welt, die Menschen und die Dinge um mich herum. Ich versuche diese mit der Kamera festzuhalten und zu untersuchen. Dass dabei auch gesellschaftliche Themen zum Vorschein kommen ist sowohl gewünscht wie unvermeidbar.

Suchst du die Öffentlichkeit?

Ich reise so oft ich kann, besuche Länder und Städte, beobachte die Menschen auf der Strasse und sammle Bilder mit der Kamera. Danach ziehe ich mich in mein Atelier zurück und schätze das Alleinsein am Computer. Was dabei entsteht, möchte ich der Öffentlichkeit wieder zurückgeben und es interessiert mich jeweils sehr, was die Leute über meine Arbeiten denken.

Wo siehst du Potenzial zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Leider nimmt die Werbung immer mehr Platz ein an Bahnhöfen, Fassaden, Strassen und Plätzen. Warum eigentlich? Konsumieren ist kein Lebensinhalt. Wir sollten uns diese enormen Flächen zurückerobern!

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Der Bahnhof. Er bringt mich in alle Richtungen weg und auch wieder zurück.