Kunst-Stafette #21: Martin Beutler

von Magdalena Schindler 9. September 2014

Martin Beutler knüpft an seinen Stafetten-Vorgänger an und schafft Raum für ein Gespräch. Das Nachtgartenbild dokumentiert den öffentlichen Charakter des Raumes und lässt dessen Potential aufblitzen und wieder verblassen. 

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Martin Beutler:

Die Arbeit ist speziell für Journal B entstanden. Nach dem Gespräch, das mein Vorgänger Ronny Hardliz für seinen Beitrag (Kunst-Stafette #20) mit Lucie Kolb und mir organisiert hat, wollte ich, ganz im Geiste unserer anderen gemeinsamen Arbeiten, wiederum im Gespräch Öffentlichkeit schaffen, einen gemeinsamen Raum im Diskurs gebären. Neben Ronny waren auch mein Nachfolger in der Stafette, Christoph Balmer, mein Sohn und mein Wahlpatensohn mit dabei. Sehr reich ist er geworden, dieser Raum. Ein leichtes Morgengrauen am Tag danach.

Welchen Raum brauchst du für deine Kunst?

In meinen Arbeiten ist der öffentliche Raum das, was uns zur Gesellschaft macht, die Basis für die Entstehung eines Systems höherer Ordnung. Dieser Begriff ist der System-, nicht einer Moral-Theorie zuzuordnen. Ich brauche also den Raum, der in der Interaktion unterschiedlicher Menschen entsteht. Material-arm, nicht handelbar, marktfern, wunderbar.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Meine Arbeit ist die gesellschaftliche Frage. Ganz grundsätzlich und unmittelbar, ohne Symbol oder Metapher.

Suchst du die Öffentlichkeit?

Ich arbeite immer öffentlich, baue Bühnen für Interaktionen und also das Entstehen neuer Räume. Ansonsten versuche ich sie eher zu meiden, sie erinnert mich an die Arbeit.

Wo siehst du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Indem wir uns im öffentlichen Raum bewegen, erschaffen wir ihn. Das Potential ist also grenzenlos. Was wir da einbringen prägt ihn. Will ich Kaffee, wird er Kaffee. Will ich gesehen werden, sieht er mich. Die Frage ist also: Was will ich? Da die Frage keine Einfache ist, ist der öffentliche Raum meist Kaffee, Shopping und Bühne verhaltener Selbstdarstellung.

 Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Mein persönlicher Hotspot ist der Loryplatz. Da als Unort betitelt, entzieht er sich weitgehend dem Bespielt-Werden durch die Hüllen der Selbstdarstellung. Daneben könnte man ihn irgendwo im nicht-touristischen Berlin entdeckt haben, beim Tamilen ein Bier kaufen gehen und auf der verwaisten Designerbank wetten, welches Auto als nächstes ganz um den Kreisel fährt. Die Trams wirken da auch immer sehr elegant.