Tour de Lorraine im Zeichen der Dekolonisation

von Redaktion Journal B 8. April 2021

Die Tour de Lorraine findet trotz Corona auch dieses Jahr statt und behandelt das anspruchsvolle Thema «Dekolonisation». Noch unklar ist, ob die zahlreichen Veranstaltungen vor Ort oder digital durchgeführt werden.

Nachdem sich die Tour de Lorraine im letzten Jahr der Klimagerechtigkeit angenommen hatte, will sie dieses Jahr nichts weniger als «die Köpfe und Herzen dekolonisieren». Das traditionsreiche Berner Politfestival, das sich für die diesjährige Ausgabe den Übernamen «Tour décolonial» verpasst hat, wählt damit wiederum ein hochaktuelles Thema. Rassismus und die Nachwirkungen der kolonialen Verstrickungen der Schweiz seien Themen, die nicht erst seit der Tötung Georg Floyds akut seien, heisst es in der Medienmitteilung. Ein Blick auf die medialen Diskussionen der letzten Monate – etwa um das rassistische Wandbild im Schulhaus Wylergut oder die Umbenennung der Colonial Bar am Kornhausplatz – offenbart, dass auch Bern die koloniale Vergangenheit noch nicht abgestreift hat.

Rassistisches Schulmaterial

Die Auftaktveranstaltung der Tour findet am 30. April im Tojo der Reitschule statt, am 8. Mai folgen zahlreiche Workshops. Dazwischen und danach gibt es weitere Veranstaltungen, wie etwa eine Tanzaufführung, Lesungen oder Vorträge. So wird am 5. Mai im Frauenraum der Reitschule Schulmaterial auf rassistische und diskriminierende Inhalte untersucht, wobei die Besucher*innen auch aufgefordert sind, eigenes Anschauungsmaterial mitzubringen. Wer beim hoffentlich frühsommerlichen Wetter lieber draussen ist, kommt auch auf seine Kosten: Am 13. Mai wird anhand verschiedener Stationen in der ganzen Stadt gezeigt, wie sich Rassismus im öffentlichen Raum nach wie vor bemerkbar macht.

Nicht alles wie gewohnt

Erstmals in ihrer 21-jährigen Geschichte findet die Tour de Lorraine nicht im Januar, sondern vom 30. April bis 13. Mai statt. Die Organisator*innen können trotz der Verschiebung in den Frühling nicht garantieren, dass die zahlreichen Veranstaltungen vor Ort werden stattfinden können. Man werde dies Mitte April kommunizieren, heisst es dazu in der Medienmitteilung. Teilnehmende werden ausserdem aufgefordert, sich frühzeitig online anzumelden, weil man davon ausgehe, dass die Veranstaltungen schnell ausgebucht sein werden.
Definitiv ausfallen wird die jeweils gut frequentierte Partynacht. Diese konnte im letzten Jahr – kurz vor dem ersten Lockdown – noch wie gewohnt durchgeführt werden. Das vollständige Programm findet sich auf der Website der Tour de Lorraine.