Loftwohnen am Stadtrand von Bern

von Rita Jost 29. April 2020

Die Baubewilligung ist erteilt. An der Ostermundigenstrasse 93 kann das ehemalige Swisscom-Hochhaus in ein Wohnhaus mit knapp 90 Mietwohnungen umgebaut werden. Im Herbst beginnt der Umbau, in rund drei Jahren sollen die Wohnungen bezugsbereit sein.

Dierk Harte als Vertreter der Bauherrschaft freut sich: die Baubewilligung sei von der Stadt ohne Einschränkungen erteilt worden. Das Hochhaus und insbesondere die Dachterrasse mit der überwältigenden Aussicht auf die Stadt und die Alpen wurden in den letzten Monaten ausgiebig von Interessentinnen und Behördenvertretern besucht und begeistert kommentiert. Auf diesem Dach wird es künftig ein Fitnessstudio und einen Pool für die Bewohnerinnen geben.

Geschichtsträchtiger Bau

Das ehemalige Swisscom-Hochhaus am Stadtrand von Bern blickt auf eine spannende Geschichte zurück. Das 75-Meter hohe Gebäude, das unter Denkmalschutz steht, wurde in den Sechzigerjahren vom bekannten Berner Architekten Hans Brechtbühler geplant. Es diente von 1974 bis 2014 der damaligen PTT und zuletzt der Swisscom als Hauptquartier für Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Telekommunikation. Das erste Natel wurde hier vorgestellt und der staunenden Öffentlichkeit präsentiert. Seit 2017 steht der Bau zur Zwischennutzung verschiedenen Start-Ups und Kulturveranstaltern zur Verfügung.

Zwischenzeitlich hatte die Kantonspolizei Interesse angemeldet an den 30 000 Quadratmetern Bürofläche. Aber dann meldete sich die private Genfer Immobilienfirma Reinvest Capital, die schon mehrere ähnliche Umnutzungen realisiert hat, unter anderem auch auf dem gleichen Areal den Umbau des Hochregallagers der Swisscom in einen Campus der Musikhochschule HKB.

Die Firma erklärte sich bereit, vorerst eine Zwischennutzung zuzulassen und entwickelte parallel dazu ihre Pläne für eine definitive Nutzung., das heisst: den Umbau der Büroräume in Wohnungen. Schon recht bald wurde auf einer Website das künftige Nutzungskonzept veröffentlicht. Für Interessenten gibt es Pläne und 3D-Modelle der sechs geplanten Wohnungstypen. Dadurch erhielten Interessenten die Möglichkeit, die Wohnungen virtuell zu «begehen». Das Interesse sei seit Monaten überdurchschnittlich, sagt Dierk Harte. Ungefähr 600 Interessenten hätten sich in den ersten 4 Wochen auf der Website www.hochhaus.be gemeldet, und viele von ihnen wünschten sogar bereits, eine verbindliche Zusage zu bekommen, was bisher aber nicht möglich war. Das soll demnächst nun jedoch ermöglicht werden.

Wer will da wohnen?

«Es ist ein sehr gemischtes Publikum», sagt Harte, «viele stammen aus der Umgebung. Es hat auch Dozenten der Musikhochschule darunter». Interessant sei, dass die meisten ein Hausservice-Angebot begrüssen würden. Und dass viele, vor allem junge Interessenten eine Wohnung im Loftstil bevorzugten, während ältere vor allem geschlossene Appartements suchten. Der Entscheid der Besitzer, ausschliesslich Miet- und keine Eigentumswohnungen anzubieten, werde mehrheitlich begrüsst. Gezeigt habe sich in den letzten Monaten, dass der mittlere Wohnungstyp (3,5 bis 4,5 Zimmer) am meisten gefragt sei. Davon soll es tatsächlich auch am meisten geben, nämlich rund 50 Prozent.

Und wie teuer sollen die Wohnungen werden? Da lässt sich Harte nicht in die Karten blicken. Er spricht lediglich von «marktgerechten Mieten». Die Investitionen in den Umbau des ehemaligen Swisscom-Hochhauses dürften nach früheren Angaben der Bauherren im höheren zweistelligen Millionenbereich liegen.