Was ist dabei unser Gewinn?

von Beat Kohler 30. Juli 2013

Die Gewinnorientierung von Unternehmen der öffentlichen Hand, wie beispielsweise der Schweizerischen Bundesbahnen, kann bisweilen seltsame Blüten treiben. Dass sich deshalb leicht Unterschriften für mehr Service public haben finden lassen, ist einleuchtend.

Ist das noch Service public? Diese Frage habe ich mir gestellt, als im März ein Paar Handschuhe und ein Stirnband im Zug vergass. Es passierte beim Umsteigen in Interlaken und ich bemerkte es, bevor ich Bern angekommen war. Also suchte ich online nach der Nummer des Fundbüros. Zum Glück habe ich online gesucht. Hätte ich direkt angerufen, hätte ich eine kostspielige Überraschung erlebt.

Nicht nur, dass jede Minute, die ich mit dem Fundbüro telefoniert hätte, 1,19 Franken gekostet hätte. Ich hätte zusätzlich noch 15 Franken dafür bezahlt, dass ich beschreibe, was mir abhanden gekommen ist. Immerhin, online ist das Gratis. Also machte ich mich daran, den detaillierten Fragebogen auszufüllen. Als ich diesen abgeschickt hatte, erhielt ich folgendes Mail: «Wir informieren Sie umgehend, sobald wir einen Gegenstand gefunden haben, der oben genannter Beschreibung entspricht. Zusätzlich erhalten Sie spätestens nach 4 und 10 Tagen einen Statusbericht.» So weit, so gut.

Teurer Spass

Schlussendlich bin ich aber fast dankbar, dass die Gegenstände nicht gefunden wurden. Dann wäre es unter Umständen teuer geworden. Wer kein Abo hat, bezahlt 20 Franken pro wiedergefundenem Gegenstand. Ich habe mich nicht erkundigt, ob die Handschuhe als ein oder zwei Gegenstände gegolten hätten. Zum Glück besass ich damals noch ein GA, so hätte es mich 5 Franken pro Gegenstand gekostet und wäre damit zumindest günstiger als eine Neuanschaffung gewesen.

Dennoch empfand ich die Gebühren als ziemlich happig. Aber wenn die Bahn als AG geführt wird und jeder Geschäftszweig zumindest kostendeckend arbeiten soll, dann ist dies wohl die Folge. Wenn der Kondukteur – der sowieso in diesem Zug ist – meine Gegenstände einsammelt und diese am Bahnhof – der sowieso bedient ist – hinterlegt und dort jemand – der sowieso vor Ort ist – diese Gegenstände dann erfassen muss, dann dar diese Arbeitszeit offensichtlich nicht über andere Bereiche quersubventioniert werden. Für mich hat dies mit dem Gedanken des Service public nicht mehr zu tun.

Wieso muss ein Unternehmen, welches sich vollumfänglich im Besitz der Eidgenossenschaft und damit eigentlich im Besitz von uns allen befindet, so wirtschaften? Was soll die reine Gewinnorientierung bei Unternehmen, die eigentlich dem Service Public verpflichtet sind, bezwecken. Dass sich hier Widerstand regt, ist wenig erstaunlich. Es wird spannend zu sehen sein, wie der Bundesrat seine Botschaft zur Initiative «Pro Service public» gestalten wird.