Positive Reaktionen auf die Besetzung des Lagerwegs 12

von Beat Kohler 23. April 2013

Seit diesem Wochenende ist das ehemalige Bordell am Lagerweg im Berner Lorrainequartier besetzt. Hinter der Hausbesetzung steckt die Autonome Schule denk:mal. Die erhofft sich mit dieser Besetzung, neue kostengünstige Räumlichkeiten zu erhalten.

Die autonomen Schule denk:mal kann nicht mehr weiter im Waaghaus der alten Schlachthöfe bleiben. Der Vertrag mit der städtischen Liegenschaftsverwaltung läuft Ende Juni aus. Neue Räume mieten kommt aus Kostengründen für denk:mal nicht in Frage. Mit der Besetzung der Liegenschaft am Lagerweg 12 in der Lorraine macht die Schule auf ihre Situation aufmerksam. Die Reaktionen in der Nachbarschaft waren positiv, wie ein Sprecher der Schule erklärt. Von Behördenseite habe es bisher keine Reaktionen auf die Besetzung gegeben.

«Die Stadt profitiert von unserem kostenlosen Angebot. Als Gegenleistung wollen wir Raum!»

Autonome Schule denk:mal

Positive Reaktionen im Quartier

«Eine längerfristige Nutzung der Liegenschaft durch die denk:mal-AktivistInnen wäre für das ganze Lorrainequartier und für die nähere Nachbarschaft mehr als nur begrüssenswert», schreibt der Verein Läbigi Lorraine VLL in einer Reaktion aug die Besetzung des denk:mal-Kollektivs am Lagerweg 12. Die Lorraine zeichne sich seit Jahren durch vielseitige alternative Wohn- und Kulturexperimente aus. denk:mal passe in die Struktur des Lorrainequartiers, es wäre auch eine spannende Ergänzung zum geplanten städtischen Wohnhaus am Centralweg (Baumhaus). Der VLL appelliert deshalb an die Hausbesitzer, «für eine alternative Nutzung der Liegenschaft Hand zu bieten».

Vorstoss auf politischer Ebene

Auf politischer Ebene erhält das denk:mal Unterstützung von der Jungen Alternative JA!. Die Partei fordert den Gemeinderat auf, das Gespräch mit den Betreiberinnen zu suchen. «Das Bildungs- und Freizeitangebot der autonomen Schule denk:mal ist unverzichtbar», schreibt die JA!. Um diesen Forderungen Nachdruck zu verleihen, wird die JA! diesen Donnerstag einen dringlichen Vorstoss im Stadtrat einreichen.

Angebot seit acht Jahren

Was ist eine autonome Schule? Eine Schule die abseits staatlicher Strukturen funktioniert. Eine Schule wie denk:mal. Laut ihren Angaben bietet die Schule seit rund acht Jahren Raum für kostenlose Bildungsangebote an. Besonders gut besucht sind die Deutschkurse. 70 bis 90 Personen verbessern ihre Fertigkeiten in deutscher Sprache in der autonomen Schule. «Seit längerem werden Interessierte auch von Hilfs- und städtischen Organisationen (HEKS, Kompetenzzentrum Arbeit, BIZ, Heilsarmee, Flüchtlingshilfe und Caritas) auf das Angebot des denk:mals hingewiesen», schreibt die Schule. Nun entzieht die Stadt der autonomen Schule aber ihren bisherigen Standort.

Um die Kurse durchzuführen ist die Schule vor sechs Jahren nach einer Hausbesetzung ein Mietverhältnis eingegangen, das in regelmässigen Abständen erneuert wurde. «Dank der sehr günstigen Miete, die einer Zwischennutzungsform gleichkommt, konnten wir in diesen Jahren kontinuierlich ein niederschwelliges Angebot zur Unterstützung der Integration von MigrantInnen in Bern und Umgebung anbieten», schreibt denk:mal. «Die Stadt profitiert von unserem kostenlosen Angebot. Als Gegenleistung wollen wir Raum!», fordert die Schule deshalb.