Weiter geht es mit Juan Miro.

von Beat Sterchi 20. Juli 2017

Ich muss zugeben, die Sehnsucht nach der überschaubaren Anarchie meines Gemüsegartens weit weg in den Spanischen Bergen war gigantisch. Sie verfolgte mich bis in meine Träume hinein. Seit zwei Wochen bin ich nun wieder hier, und dank der Fürsorge eines Nachbarn, der sich in meiner Abwesenheit darum kümmerte, bin ich auch schon wacker am Ernten: Salat, Zucchetti, Gurken, Peperoni, Zwiebeln, Mangold, und wenn es sein muss, auch Frühkartoffeln.

Natürlich ist es herrlich, selbst gezogenes Gemüse auf dem Tisch zu haben, aber ebenso herrlich ist es, man kann es nicht oft genug wiederholen, sich in dieser Welt voller Ungewissheiten einer Tätigkeit hingeben zu können, deren Sinn und Zweck nicht zu hinterfragen ist. Komme ich morgens hin, sind die Vögel, die auch gefressen haben müssen, kaum in den nahen Pappeln verschwunden, sehe ich schon, was ansteht und was ich zu tun habe. Dabei besteht kein Zweifel: Nach dem Säen und Pflanzen kommt das Jäten, das Hacken, das Bewässern. Für einmal ist etwas einfach so. Da gibt es keine Diskussion. Für ein paar Stunden liegt mir dann eine kleine Welt zu Füssen, in der ich König, aber auch Sklave bin. Wobei mir diese Welt sogar buchstäblich zu Füssen liegt, das heisst, ohne sich zu bücken und wieder zu bücken geht es nicht.

Wie nebenbei darf ich mich dazu aber dem offensichtlich archaischen Bedürfnis hingeben, in der Erde zu graben. Das Wühlen im Sandkasten oder eben auch im Dreck, aus welchem sie sogar gerne Kuchen formen, ist für Kinder ein unbestrittenes  Vergnügen, es holt aber auch Erwachsene wieder ein, sei es, indem wir selber wieder in der Erde zu graben beginnen oder eben früher oder später in ihr begraben werden. Die Tatsache, dass ich meinen Gemüsegarten mit einer uralten, arabischen Methode aus einem Kanal bewässere, beschert mir noch weitere Vergnügungen, die auch Kinder lieben. Weil es hier wieder mal zu wenig regnet und das Wasser langsam knapp wird, habe ich begonnen, undichte Stellen mit Lehm abzudichten. Das bedeutete, ich bin sozusagen am «Lättlen» und zwar mit den Händen im kühlen Wasser des Kanals, also auch am «Choslen». Für grosse oder kleine Buben an diesen heissen Tagen ein ganz besonderes Vergnügen.

Und was hat Joan Miro damit zu tun?

Dass Joan Miro hier sozusagen eine lokale Grösse ist und dass er in seiner Kunst immer wieder den Elementen huldigte und immer wieder versuchte, ihnen Form zu geben, habe ich in diesem Blog schon einmal erwähnt. Ich erwähnte auch sein berühmtes Bild «La Masia», das an Erdigkeit schwer zu übertreffen ist. Ich hatte auch erwähnt, dass Ernest Hemingway 1926 in Paris dessen glücklicher Besitzer wurde. Nun ist ein Buch erschienen, welchem zu entnehmen ist, dass Hemingway dafür 3500.- Francs bezahlte, die er zusammenkratzte und pumpte, um das Werk unter anderem davor zu schützen, dass es vom Galleristen in kleinere, leichter verkäufliche Einzelteile zerschnitten wurde. Ohne diese gute Tat würde das Meisterwerk heute kaum in der National Gallery in Washington hängen.