Der Islam und die Schule

von Gerhard Meister 20. April 2016

Die ganze Schweiz hat über eine Woche lang in das gleiche Schulzimmer irgendwo in Baselland geblickt, und damit für viele unumstösslich klar gemacht, was der Islam im Schweizer Schulzimmer bedeutet: die geben der Lehrerin ja nicht mal die Hand.

Auch wenn die Leserinnen und Leser dieses Blogs, so hoffe ich wenigstens, sich mit anderen Schlüssen aus der Medienlawine heraus gerettet haben, würde ich sie doch gerne, einfach zur Erholung und zum wieder Ruhig-Durchatmen-Können, dazu einladen, die paar Minuten, die die Lektüre dieses Textes in Anspruch nimmt, noch in ein anderes Schulzimmer hinein zu schauen, das ebenfalls in der Schweiz liegt, und zwar in Altstetten. Vor ein paar Monaten war ich in diesem Schulzimmer, um dort einen Vormittag lang einen Schreibworkshop abzuhalten.

Zur Vorbereitung hatten die Schülerinnen und Schüler im Voraus einen Fragebogen ausgefüllt, den ich mir vor dem Klassenbesuch anschauen konnte. In diesem Fragebogen geben die Schüler an, wie sie heissen, was ihre Hobbies sind, ihr Lieblingsessen, ihr Lieblingsfilm, ihre Lieblingsmusik, ihr Style, was ihnen ihre Familie bedeutet, in welchem Sternzeichen sie geboren sind und so weiter. Typische Antworten sind dann zum Beispiel: Scary Movie, Lasagne und Cola, Döner, Ice-Tea, Das Schicksal ist ein mieser Verräter (Lieblingsfilm), Street Style, Air Max (Lieblingsschuhe), Rock, Rap, Remixes, Dubster, Trap, Electrik, take to the church (Lieblingsmusik), Spongebob (Fernsehserie), Fuck you Ghotte (Lieblingsfilm), Bitch, was du kannst, das kann ich schon lange (Lieblingsspruch).

Ein Punkt auf dem Fragebogen war auch die Religionszugehörigkeit. Ich weiss nicht, ob ich es ohne die täglich verabreichte Überdosis Islam aus den Medien auch getan hätte. So fing ich an, Striche zu machen und auszuzählen, was wie viele Schüler angegeben hatten. Mit folgendem Resultat: Christ, in den Varianten katholisch (4), orthodox (2), protestantisch (1): insgesamt 7. Keine Religion: 2. Hinduismus: 1, Gaht sie nüt ah: 1.  Macht insgesamt 11.

Der Rest der Schülerinnen und Schüler, das heisst 13 und somit die Mehrheit in der Klasse gab als Religionszugehörigkeit den Islam an.
Kurz darauf stand ich im Klassenzimmer und hatte leibhaftig vor mir, was ich bisher nur aus den Medien kannte: Der Untergang des Abendlandes, die Islamisierung Europas. In Gestalt von Dreizehnjährigen zwar, aber was heisst Islamisierung anderes, als dass die Moslems zur Mehrheit werden im Land? Immerhin war der Lehrer noch ein Christ, wenn auch kein Protestant, was ja eigentlich einmal zu Zürich gehört hätte, aber jetzt in dieser Klasse noch genau durch eine Schülerin repräsentiert war. Dann war der Lehrer auch nicht als Innerschweizer Katholik nach Zürich gekommen, sondern aus Brasilien.

Und ist es denn ein Trost, dass sich die Mehrheit der Moslems in dieser Klasse von den Christen, Atheisten, Hinduisten und jenen, die ihre Religionszugehörigkeit privat behalten wollen (gaht sie nüt ah) weder äusserlich noch in ihren Antworten auf dem Fragebogen, noch in den Texten, die sie geschrieben haben, unterschieden? Für den Islamophoben wohl kaum. Wenn ein islamischer Schüler beim Lieblingsspruch angibt “Ich bin nett”, dann sieht er schon die Sprengstoffgürtel, die sich hinter diesem Nettsein, das natürlich nur der Tarnung dient, verbergen.

Für die Leserinnen und Leser dieses Blogs, die, wie ich annehme, vor dem Islam keine oder nur wenig Angst haben, als unschuldiges Ratespiel noch zwei, drei Texte von Schülern aus Altstetten: Folgende vier Texte sind alle von Moslems geschrieben, ausser einem, der stammt von einem Christen. Finden Sie heraus, welcher es ist? (Auflösung auf Wunsch beim Autor erhältlich).

1. Ich möchte einen guten Job finden und alle glücklich sehen. Ich möchte einen Lohn von etwa 8000 Franken. Ich würde jeden Tag Party machen und das machen, worauf ich Lust habe.

2. Ich bin Zahnarzt und habe meine eigene Praxis. Meine Angestellten heissen Baschkin Hasan, Ezana Murtischi und Rejhan Collaku. Wir sind alle Zahnärzte. Ich habe schon zwei Doktortitel in Zahnologie.

3. Wenn ich 80 Jahre alt bin, hoffe ich, dass ich noch lebe. Wenn ja, dann würde ich den ganzen Tag nur Fernsehen schauen, das, was halt 80-jährige Leute so schauen. Und dann würde ich nur noch schlafen. Meine Ehefrau wird für mich kochen und ich würde den ganzen Tag in so einem elektrischen Rollstuhl fahren, weil es Spass machen würde und weil ich ein paar Menschen umfahren kann.

4. Die Liebe ist etwas im Leben, was man nicht so leicht bekommen kann, sondern man muss sich zuerst: besser kennen lernen, Gefühle bekommen. Man muss die Person gern haben und dann, wenn die andere Person die gleichen Gefühle hat, dann muss man es der Person sagen und wenn man es gesagt hat, dann sagt die Person vielleicht Ja. Oder vielleicht auch Nein. Aber in den meisten Fällen ist es ein Ja. Und erst dann hat man die wahre Liebe gefunden und man geniesst dann jede Sekunde mit dieser Person, weil man in ihrer Nähe einfach überglücklich ist.