Und weiter geht es mit Francisco de Goya

von Beat Sterchi 8. Juli 2015

Und plötzlich Spanien. Plötzlich wieder das einfache Leben. Ich leiste mir den unbezahlbaren Luxus, mich frei nach Voltaire um meinen eigenen Garten zu kümmern.

Weit weg ist die Welt. Griechenland muss ohne mich zurecht kommen. Der Islamische Staat sowieso. Ich kann mich auch nicht dauernd um die neusten Entwicklungen in Lybien, Syrien oder Venezuela kümmern. Ich habe zu tun. Ich muss roden, umgraben, pflanzen, giessen!

Schon wiederholt schmerzte der Rücken, aber höre ich das leise Dröhnen eines Jets, weit oben am blauen Himmel über dem kleinen Dorf in den Bergen, putze ich mir den Schweiss von der Stirn und bin froh, dass ich nicht dort oben in enge Reihen gequetscht unterwegs, wer weiss wohin, sitzen muss, sondern hier unten für ein kleines Stück Erde die Verantwortung übernehmen darf.

Wie gross das Paradies im Jenseits ist, wissen die Götter, aber das Paradies im Diesseits, braucht nicht gross zu sein. Und genau betrachtet, ist es auch nicht ab der Welt. Und schon gar nicht etwa frei von Intrigen, Selbstssucht und Gewalt.

Ich meinerseits verzichte zwar darauf, einen Giftkrieg zu führen, was leider jedem Läusegesindel sehr entgegenkommt.

Überhaupt wimmelt es von terroristischen Tausendfüsslern und von windigen Ohrengrüblern, die sich unverschämt und frech ohne jegliche Moral in meinem Salat einnisten, über den in der Deckung der Nacht auch noch die feigen, gepanzerten Schnecken herfallen.

Und das stachlige Unkraut, allen voran die durchtriebenen Schmarotzer von Schlingpflanzen, liefern mir einen ebenso gnadenlosen wie andauernden Stellungskrieg. Und nicht zu reden von den bis auf die Zähne bewaffneten Dornbüschen! Die hätten meinen kleinen Acker in kürzester Zeit zurückerobert, würde ich ihnen nicht permanent zu Leibe rücken, mit Hacke und Sichel, also mit ziemlich grobem Geschütz.

Und was hat Goya mit Dornbüschen und Schlingpflanzen zu tun?

Goya war zwar Spanier, aber definitiv kein Romantiker. Er wusste auch ganz genau, dass es besser ist, der Wirklichkeit in die Augen zu schauen und die notwendigen Kräfte zu generieren, um mit ihr fertig zu werden, anstatt vor ihr zu flüchten oder sie zu verklären. Deshalb, nehme ich an, nannte er die berühmte Kampfszene auch Lo Mismo, das Gleiche. Immer das Gleiche. Die Welt ist überall so wie sie ist. Sogar in meinem kleinen Paradies.