Die Bern-Utopie von Ursula Wyss (SP)

von Dinu Gautier 29. September 2012

Die sozialdemokratische Gemeinderatskandidatin Ursula Wyss berichtet aus ihrer utopischen Zukunft: Berns Kinder lernen Fremdsprachen in der Kita und spielen in autofreien Siedlungen.

«Bern war und ist eine Stadt von hoher Lebensqualität. Lebensqualität lässt sich nicht von oben verordnen, sondern wird von jenen geschaffen, die in der Stadt leben. Die Stadtbehörden pflegen heute regen Kontakt mit den in den Quartieren aktiven Vereinen und Organisationen. Sie setzen viel daran, die Quartierbevölkerung in Projekten und bei Anliegen zu unterstützen, statt ihnen – so war die Wahrnehmung früher – Steine in den Weg zu legen.

«Wer eine Liegenschaft energetisch saniert, darf in die Höhe ausbauen.»

Ursula Wyss, SP

Die Zeiten, als viele Pendlerinnen und Pendler allmorgendlich aus der Agglomeration in die Stadt strömten, um hier zu arbeiten, sind vorbei. Die meisten Menschen, die in der Stadt arbeiten, wohnen auch hier oder in einer der direkt angrenzenden Gemeinden. Neue Quartiere sind etwa in Saali/Wittigkofen, im Viererfeld oder beim Stöckacker entstanden. Gebaut wurde verdichtet, nachhaltig und stärker in die Höhe. Auch in älteren Quartieren gibt es mehr Wohnungen: Wer seine Liegenschaft energetisch sanierte, durfte sie  – dort wo es das Ortsbild nicht stört – mit weiteren Stockwerken in die Höhe ausbauen. 

Spielplätze statt Landwirtschaft

Verdichtetes Wohnen bedeutet, dass die öffentlichen Grünflächen noch wichtiger als früher sind. Alle der Gemeinde gehörenden Grünflächen sind für die Bevölkerung zugänglich. 2012 hatte man sich etwa noch den Luxus geleistet, dass auf Stadtboden Mais angebaut wurde. Heute stehen auf ehemaligen Landwirtschaftsflächen Spielplätze, Parks und Sportanlagen. 

«Ganze Strassenzüge wurden autofrei.»

Ursula Wyss, SP

Raum gewonnen wurde auch auf der Strasse: In den 2010er-Jahren entstanden erste autofreie Siedlungen, die so gut erschlossen waren, dass dort niemand das Auto vermisste. Gerade Familien zogen aus der Agglomeration in diese Wohnquartiere. Bewohnerinnen und Bewohner älterer Stadtteile sahen, was für einen Gewinn an Lebensqualität und welche Aufwertung des Wohnumfeldes es bedeutete, die Kinder auf der Strasse spielen lassen zu können, auf der Strasse zu essen, zu verweilen – und die Parkplatz-Erstellungskosten einzusparen. Nach und nach setzten sie einzelne autofreie Zonen durch (eine der ersten war die Mittelstrasse in der Länggasse). Es folgten ganze Strassenzüge.

Energetisch fast autark

Die Energieversorgung der Stadt erfolgt grossteils dezentral. Bern ist zwar nicht ganz in der Lage, alle benötigte Energie auf Stadtboden zu generieren, aber fast. Solaranlagen stehen auf praktisch allen grösseren Dächern (ausser in der Altstadt), kaum ein Haus verfügt weder über Wärmepumpen noch kombinierte Stromerzeugungs- und Heizungsanlagen.

Bern ist eine offene Stadt, in der Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger willkommen sind. Gerade im Bildungsbereich nutzt man das Potenzial von Zuwandernden stark – etwa wenn es um Sprachen geht. Mehrsprachigkeit ist für alle ein Plus ‒ besonders im Berufsleben. Die Sprachförderung setzt bereits früh an. Dafür sorgen Kita-Plätze für alle Berner Kinder. Kita-Wartelisten sind Sorgen aus der Vergangenheit.»