Die Bern-Utopie von Alexandre Schmidt (FDP)

von Dinu Gautier 27. September 2012

Der freisinnige Gemeinderats- und Stadtpräsidiumskandidat Alexandre Schmidt berichtet aus der utopischen Zukunft: In Bern fahren Unternehmer aus China oder Brasilien mit dem Lift an die Aare.

«Bern ist die erste grössere Schweizer Stadt, die wieder von Bürgerlichen regiert wird. Seit die Schweiz eine Vielzahl von Freihandelsabkommen mit Ländern wie China oder Brasilien abgeschlossen hat, stehen Unternehmen aus diesen Ländern Schlange. Wieso sie gerade Bern als Brückenkopf nutzen, um von hier aus Europa zu erobern, dazu später mehr.

Mit den durch den Wirtschaftsboom frei gewordenen Mitteln hat Bern einerseits die vernachlässigte Infrastruktur energetisch sanieren können. Andererseits wurde vor allem in die Erschliessung der Stadt für Bewohner und Touristen investiert.

«Wer will, spaziert unterirdisch vom Loeb bis zum Zytglogge.»

Alexandre Schmidt, FDP

Bern ist die Stadt der Lifte: Eine Zahnradbahn aus Glas führt vom Bärengraben in den Rosengarten. Filigrane Lifte – ebenfalls aus Glas – führen von der Kornhausbrücke in den Altenberg, von der Lorrainebrücke zum unteren Eingang des Botanischen Gartens und von der Nydeggbrücke in die Matte. Heute sieht man auch viele ältere Leute und Familien mit Kinderwagen an der Aare, denen der Zugang früher zu mühsam war.

Bei der Kirchenfeldbrücke wurde eine andere Lösung gewählt: Eine Rolltreppe führt vom Helvetiaplatz runter zum Schweller. Von dort kann man über den ausgebauten Schwellensteg die Aare in Richtung Matte überqueren, ein Erlebnis, das früher dem Schwellenwart vorbehalten war.

Lichtdurchlässige Pflastersteine

Spektakulärer als all diese Lifte zusammen ist freilich die neue unterirdische Markt- und Spitalgasse. Die alten Gassen wurden nochmals gebaut – unter den alten. Im Volksmund werden sie «Winterstadt» genannt. Wer den Tram- und Busverkehr nicht scheut, der kann darin unterirdisch vom Loeb bis zum Zytglogge spazieren und direkt in die Untergeschosse der Läden gelangen. Für Licht sorgt das Dach aus lichtdurchlässigen Pflastersteinen, die oben, in der komplett verkehrsfreien Flaniermeile, optisch kaum von traditionellen Pflastersteinen zu unterscheiden sind. Neu und mit einheitlicher Pflasterung, mit Bäumen und Sitzgelegenheiten gestaltet wurden Waisenhaus- und Bärenplatz. Ein Ort, wo man sich trifft, sich vom Einkaufen erholt, das man heute übrigens dank der vollständig liberalisierten Ladenöffnungszeiten auch am Wochenende erledigen kann.

«Die Bevölkerung schätzt den neuen Pragmatismus der Behörden.»

Alexandre Schmidt, FDP

Die Winterstadt alleine zieht viele Touristen in die Stadt – darüber hinaus wird Bern als Zähringer- und Bärenstadt vermarktet. Die Lifte und Bahnen ermöglichen verschiedene Touren um und durch die Altstadt, ein Bärenpfad verbindet den Bärenpark mit den Bären im Tierpark. A propos Tierpark: Das sanierte Schwimmbad Ka-We-De wurde an den Tierpark angeschlossen. Familien verbringen Sommertage in dieser Erlebniswelt. Neue Aquarien beheimaten Fische aus Schweizer Flüssen – man kann sie schwimmend beobachten, weil die Aquarien direkt an den Swimmingpool angrenzen.

Eine Telefonnummer für den Dschungel

Zurück zur Wirtschaft: Unter der bürgerlichen Stadtregierung ist zunächst einmal die Verwaltung effizienter geworden. Sie hat in einem architektonisch überzeugenden Hochhaus auf der Schützenmatte ein eigenes Verwaltungszentrum bezogen. Es braucht jetzt nur noch ein Kopierzentrum statt 14 Kopierzentren, nur noch eine Cafeteria statt 14 Cafeterien und so weiter. Viel wichtiger ist aber, dass die Wege kürzer und unbürokratischer geworden sind – vor allem gegen aussen. Egal ob jemand mit seinem chinesischen Unternehmen nach Bern ziehen will oder jemand ein Quartierfest organisieren möchte: Es gilt das Prinzip der einen Telefonnummer. Wählt man sie, so erreicht man verwaltungsinterne Coaches, die einem den Gang durch den Behördendschungel abnehmen. Diese Dienstleistung ist für den chinesischen Unternehmer nicht gratis, was ihm aber egal ist. Er hat hundert andere Probleme zu lösen – der bürokratische Hickhack ums Standortproblem gehört heute nicht mehr dazu.

In Verwaltung und Gesetzgebung hat sich der liberale Dreiklang von Freiheit, Verantwortung und Haftung durchgesetzt. Es gibt weniger Regeln, man setzt mehr auf Anreize denn auf Zwang. Die Bevölkerung schätzt den neuen Pragmatismus der Behörden: Wenn man mal in der Altstadt mit dem Auto einen Bilderrahmen abholen will, gibt es nicht sofort eine Busse. Die Stadt gehört dem Bürger – und nicht der Bürger der Stadt.»