Die Bern-Utopie von Tania Espinoza Haller (GFL)

von Dinu Gautier 6. Oktober 2012

Gemeinderatskandidatin Tania Espinoza Haller berichtet aus ihrer utopischen Zukunft: Berns Schulen sind nicht wiederzuerkennen und mit Oldtimern fährt man nicht in die Stadt hinein.

«Dass sich im Bildungswesen viel geändert hat, das sieht man schon den Schulhäusern an. Waren das noch Zeiten, als sie hauptsächlich aus langen Gängen und rechteckigen Schulzimmern bestanden. Die heutige Schulhaus-Architektur ist offener, durchlässiger. Es gibt Einzelarbeitsplätze mit Computern, wo Schüler alleine arbeiten können, Gruppenarbeitsräume, die man früher vielleicht Ateliers genannt hätte. Vergeblich sucht man Zimmer mit gereihten Sitzbänken. Man ist zur Überzeugung gelangt, dass Lernen viel mit Erleben zu tun hat. Der Unterricht findet mal hier, mal dort statt, häufig draussen, wo es eben etwas zu erleben gibt.

«Die Park&Rides stehen jetzt am Rand der ehemaligen Agglomeration.»

Tania Espinoza Haller, GFL

Die Schülerschaft ist stark durchmischt. Dass viel mehr Mittel für Bildung zur Verfügung stehen, ermöglicht es, jedes Kind nach seinen Talenten zu fördern. Wer eher handwerklich begabt ist, der beschäftigt sich mehr mit Handwerk. Wer ein sprachliches Genie ist, der erhält entsprechend herausfordernde sprachliche Aufgaben. Und das Lernen hört nie auf. Auch auf die Lernbedürfnisse Erwachsener und älterer Personen wird seitens der Schulen eingegangen – sofern sie das wollen.

Im ehemaligen Grossraum Bern – heute eine einzige Grossgemeinde – wurden die ohnehin nur noch mässig benutzten Autobahnen komplett überdacht. Neuer Wohn- und Lebensraum ist entstanden. Die Park&Rides stehen nicht mehr an der ehemaligen Stadtgrenze, sondern am Rand der ehemaligen Agglomerationsgemeinden. Dort können emissionsfreie Autos gemietet werden. Damit ist Individualverkehr im Bedarfsfall – etwa für Transporte – auch in der Stadt noch möglich. Der ÖV ist so ausgebaut worden, dass selbst in den Quartieren Zollikofen oder Ittigen niemand für die eigene Mobilität auf ein Auto angewiesen wäre.

Verweilen, wo die Strasse war

In der Gesellschaft hat sich eine Entschleunigung durchgesetzt, die Menschen nehmen sich mehr Zeit für Entspannung. Beliebte Verweilorte sind jene Strassen, die früher dem Autoverkehr dienten, heute aber nicht zum reduzierten Netz für Individualverkehr gehören: zum Beispiel die Papiermühlestrasse. Wo früher Teer lag, bauen Anwohnerinnen und Anwohner Gemüse an, Kinder spielen auf einem Abenteuerspielplatz und in Parkbeizen kann man auch mal länger sitzen bleiben. Es gibt dort keinen Konsumzwang.

«Die Verwaltung hilft bei der Beschaffung von Kapital.»

Tania Espinoza Haller, GFL

In neue Räume gezogen ist auch die Verwaltung. Sie hat ökologisch vorbildliche Gebäude ausserhalb der Innenstadt bezogen, ihre ehemaligen Standorte werden jetzt bewohnt, was mehr Leben in die Innenstadt brachte.

Die Beamten haben nicht nur ihren Standort, sondern auch ihr Image in der Bevölkerung verändert: Junge, noch nicht arrivierte Unternehmer fluchten zum Beispiel vor nicht langer Zeit noch über bürokratische Hürden. Heute suchen sie selber den Kontakt mit der Verwaltung. Sie haben gehört, dass einem dort tatkräftig und professionell geholfen wird – sei es bei der Beschaffung von Kapital, sei es bei der Suche nach geeigneten Liegenschaften oder Bauflächen. In Bern ansässig sind viele innovative Firmen, die im Bereich der erneuerbaren Energien forschen. Die Verwaltung hilft ihnen, ihre Energiequellen im Alltag und unter realistischen Bedingungen in den Quartieren zu testen.

Eines ist geblieben wie früher: Im Sommer baden die Massen in der Aare. Wer die Stadt länger nicht besucht hat, dem wird hier eine Neuheit sofort auffallen: Inmitten des Flusses wurden in regelmässigen Abständen Flosse zum Ausruhen und Sonnen installiert.»