Widerstand gegen Formel-E Rennen organisiert sich

von Yannic Schmezer 28. April 2019

Das Formel-E Rennen, welches diesen Sommer in Bern stattfinden wird, erntet seit jeher Kritik. Jetzt organisiert sich der Widerstand erstmals.

Von enervierten AnwohnerInnen bis zu motionierenden StadträtInnen – die Kritik gegen das am 22. Juni im Obstbergquartier stattfindende Formel-E Rennen ist breit gefächert. Im Hintergrund hat sich der Widerstand nun organisiert. Unter dem Namen «Formel-E Ade» bildete sich in den vergangenen Wochen ein Komitee von Gegnerinnen und Gegnern. Das Ziel: 2019 sollen die Formel-E Boliden das erste und letzte Mal durch Berns Strassen flitzen.

Elektromobilität als Allheilmittel

Markus Heinzer (GB) und David Böhner (AL) sind Teil des Komitees. Auf einer kürzlich aufgeschalteten Website ist eine Liste der unterstützenden Organisationen aufgeführt. Darauf finden sich mit Ausnahme der GfL alle linken Parteien in der Stadt Bern – insbesondere auch SP und GB, die im Gemeinderat, der das Formel-E Rennen genehmigte, eigentlich eine Mehrheit hätten. Paradox? Nicht unbedingt, findet Markus Heinzer: «In Bezug auf Klimaschutz und nachhaltige Mobilität gibt es innerhalb der linken Parteien ein breites Spektrum verschiedener Meinungen.» Und manchmal seien die GemeinderätInnen auch nicht voll am Puls der Basis.

Mit den Stichworten Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind denn auch die Kernkritikpunkte von «Formel-E Ade» angeschnitten. Das Rennen stellt sich unter die Schirmherrschaft ebendieser wohlklingenden Begriffe. So erklärte der Gemeinderat, dass «mit dem Rennen und dem Rahmenprogramm die Elektromobilität sowie der Diskurs rund um ökologische Mobilität und neue Technologien gefördert» würde. Diese Argumentation kritisieren Markus Heinzer und David Böhner scharf: «Das ganze Rennen ist darauf angelegt, die E-Mobilität als Allheilmittel anzupreisen und den Menschen Elektroautos schmackhaft zu machen, damit sie diese kaufen», sagt Markus Heinzer. Man sei aber der Auffassung, dass der motorisierte Individualverkehr nicht einfach um- sondern primär abgebaut werden müsse. «Nur die dann noch übrigbleibenden Fahrten sollen mit Elektroautos durchgeführt werden.»

Kein Ersatz für Formel 1

Die Formel-E Serie sei denn auch eine zusätzliche Serie der FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) und nicht etwa ein Ersatz für Formel 1. Auch darin widerspiegle sich die konsumistische Grundhaltung des Anlasses, findet David Böhner: «Es geht darum, mehr zu verkaufen und mehr zum Konsum anzubieten als bisher.» Das sei aber genau der falsche Ansatz. «Wir können nicht so weiterfahren und –konsumieren wie bisher, wenn wir das Klima ernsthaft schützen wollen.»

Auch vom Rahmenprogramm des Rennens, das gemäss Angaben der Stadt den Diskurs rund um ökologische Mobilität und neue Technologien in den Fokus stellen soll, lassen sich die beiden nicht überzeugen. Einerseits glaube man nicht, dass dort der eigentlich notwendige Mobilitätsverzicht vermittelt werde, sondern lediglich die Glorifizierung der E-Mobilität. «Ausserdem braucht es kein Autorennen, um ein Sensibilisierungsprogramm durchzuführen», sagt David Böhner. Durch das Rennen entstünden lediglich jede Menge unnötiger Abgasemissionen, etwa durch unzählige Lastwagenfahren bei den Auf- und Abbauarbeiten sowie durch die vielen Besucherinnen und Besucher am Renntag, die mit dem Auto anreisten.

Velodemo vor dem Rennen

«Wir hoffen, dass sich uns bis zum Rennen noch mehr Menschen anschliessen und auch der Widerstand im Quartier gestärkt wird», sagt Markus Heinzer. Man zähle auf die Mithilfe weiterer engagierter Personen, etwa wenn es darum ginge, die Website mit Content zu befüllen. Das Komitee fordert KritikerInnen dazu auf, Informationen und Beobachtungen rund um Formel-E dort zu teilen.

Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, plant «Formel-E Ade» des Weiteren die Durchführung einer Velodemo am Donnerstag vor dem Rennen und eine Buchpräsentation. Am Renntag selbst seien derzeit keine Aktionen geplant, erklären Markus Heinzer und David Böhner. Jedoch sollen an diesem Tag möglichst viele rote «Formel-E Ade»-Flaggen sichtbar sein, die SympathisantInnen vorgängig auf der Website des Komitees bestellen können. Im Idealfall seien diese Flaggen während der Fernsehübertragung des Rennens möglichst prominent platziert.