Wenn wir es bis 2050 nicht schaffen: Wann dann?

von Franziska Teuscher 14. September 2016

Die Berner Gemeinderätin Franziska Teuscher (GB) zur nationalen Initiative für eine „Grüne Wirtschaft”, über die am 25. September abgestimmt wird.

Vor knapp 30 Jahren wurde ich Mitinhaberin eines Büros für Landschaftsplanung, Ökologie und Gewässerschutz. Was damals Pionierarbeit war, ist heute Main-Stream geworden: Renaturierungen, Kulturlandschutz, Erhaltung der Biodiversität, grüne Energiequellen oder das Umsteigen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel sind in aller Munde. Doch leider bleibt gerade die nationale Politik gerne bei billigen Lippenbekenntnissen stehen.

Mehr noch: Durch die beschleunigte Globalisierung seit Ende der 1980er Jahren haben sich die Herausforderungen verschoben. Heute wird über 70 Prozent der Umweltbelastung der Schweiz im Ausland erzeugt. Über importierte Rohstoffe und Produkte kaufen wir – oft ohne es zu wissen – verseuchtes Wasser, abgeholzte Regenwälder, Klimaerwärmung und soziale Not mit ein. Oder wie es mein früherer grüne Nationalratskollege Jo Lang in Zug sagte: An den Steuereinnahmen aus dem Rohstoffhandel klebt „das Blut, der Schweiss und die Tränen der Ärmsten der Welt”. So ist es auch bei vielen Importprodukten.

Spirale durchbrechen

Die Initiative „für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Wirtschaft” ist deshalb nicht nur eine Chance für das lokale Gewerbe und die Cleantech-Branche. Nein, mit ihr können wir endlich auch die Spirale von Umweltzerstörung und sozialer Not durchbrechen. Höhere ökologische Standards bei Importwaren unterstützen den Übergang zu nachhaltigeren Produktionsweisen in Entwicklungsländern. Deshalb engagiert sich auch Alliance Sud, die Arbeitsgemeinschaft der Hilfswerke, für die grüne Initiative. Sie ist die vernünftige Antwort auf Klimaerwärmung und Rohstoffverknappung und will die heutige Wegwerfwirtschaft Schritt für Schritt durch eine Kreislaufwirtschaft ablösen. Diese setzt auf langlebige, reparierbare Produkte und nutzt die knappen Ressourcen intelligent. Nur so kann der ökologische Fussabdruck der Schweiz bis 2050 auf das Niveau von einer Erde gesenkt werden. Heute brauchen wir auf die Weltbevölkerung hochgerechnet dreimal mehr. Das kann auf die Dauer nicht gut gehen. Das Ziel „Nachhaltig bis 2050″ ist nicht nur vernünftig, sondern überlebenswichtig.

Als wir die Initiative für eine grüne Wirtschaft 2011 lancierten, fanden viele Leute diese utopisch. Umso mehr freut mich, dass von KMU bis Ikea, vom liberalen Berner Unternehmer Peter Stämpfli bis zum Konsumentenschutz alle Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder übernehmen wollen. „Die Welt kommt heute nicht vom Fleck, weil viele Menschen Gefangene der alten Denkweise sind”, sagte Solarpionier Bertrand Piccard kürzlich. Dank RotGrünMitte hat sich die Stadt Bern seit vielen Jahren für eine neue Denkweise und die ökologische Nachhaltigkeit entschieden. Mit einem Ja zur Grünen Wirtschaft wird auch die Schweiz diesen Schritt in die Zukunft schaffen. Wann, wenn nicht jetzt?