Der Bahnhof Wankdorf, die grösste S-Bahnstation des Kantons Bern, stösst an seine Grenzen. Zu schmale, zuweilen hoffnungslos überfüllte Perrons, durchbrausende Züge und eine unpraktische, steile Überführung sorgen immer wieder für Ärger. Die SBB wollen jetzt nachbessern: Kernstück ist ein 300 Meter langer Tunnel, der unter den bestehenden Gleisen erstellt wird. Ein zusätzliches Gleis samt Perron wird zudem dafür sorgen, dass Bahnreisende direkt vom Tram auf den Zug umsteigen können.
Vorerst Lärm und Umwege
Nebst zusätzlichen Zügen im Fern- und S-Bahn-Verkehr ermöglicht der Tunnel laut den Verantwortlichen auch mehr Pünktlichkeit, da die Linien Bern–Olten und Bern–Thun entbündelt werden.
Für die Bewohnerinnen und Bewohner des Nordquartiers bedeutet dies zuerst einmal Lärm und Umwege für eine lange Bauzeit (geplant von 2016 bis 2022) bei laufendem Betrieb. Die Brücken Scheibenstrasse und Stauffacherstrasse werden nacheinander abgebrochen und ersetzt, da ihre Spannweite für die neue Gleisführung zu klein ist.
Das 872 Meter lange Bauwerk beginnt auf der Westseite mit einer 290 Meter langen Rampe, geht in den genannten 300-Meter-Tunnel über und endet im Osten mit einer 282 Meter langen Rampe. Der Tunnel unterquert zwischen Wylerfeld und Haltestelle Wankdorf drei Gleise und führt in die Strecke nach Thun.
Verbesserungen in Sicht
Zumindest für einen Teil der ÖV-Nutzenden ist Besserung in Sicht: Zeitgleich mit dem Tunnel bauen die SBB ein drittes Gleis mit Perron, das ohne Weg über die Unterführung direkt von Bus und Tram auf dem Max-Dätwyler-Platz erreichbar sein wird. Zudem soll der bestehende Perron verbreitert und behindertentauglich gemacht werden. Die Investitionen belaufen sich auf 125 Millionen Franken und sind Teil des Programms «Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur» (ZEB) des Bundesrats.
An einem Werktag benutzen derzeit 8700 Personen den S-Bahnhof. Die Tendenz ist steigend: Der neue SBB-Hauptsitz und die künftige Post-Konzernzentrale in der Neuüberbauung Wankdorf-City sorgen für noch grössere Pendlerströme.
