Fahnenmeer gegen Lohndumping und Rentenklau

von Lukas Blatter 24. September 2013

Wenn verschiedene Gewerkschaften zur nationalen Demonstration aufrufen, ist das ein Garant für grosse Menschenversammlungen. So auch diesen Samstag. Insgesamt mehr als 15’000 Menschen folgten dem Aufruf der Gewerkschaften, um sich gegen Lohndumping und Rentenklau zu wehren.

Der Bundesplatz platzte diesen Samstag aus allen Nähten, nachdem diverse grosse Gewerkschaften zur nationalen Demonstration aufgerufen hatten. Kritisiert wurden der massive Spardruck der Kantone, das Lohndumping und die unsicheren Renten. Themen, die über 15’000 Menschen aus der ganzen Schweiz nach Bern trieben, um mit viel Lärm ihre Forderungen geltend zu machen.

Stets jubelnd und die Fahne der Unia schwingend, steht sie vor der grossen Bühne auf dem Bundesplatz. Selber hat Emma Bürgi (Name geändert) wenig zu lachen. Eigentlich ist die Könizerin bereits längst in Rente, doch weil das Geld nicht ausreicht, geht sie auch heute noch zwei kleineren Jobs nach. «Ich habe immer meine Rente einbezahlt, wie jeder andere auch. Nun wird gekürzt, was mich sehr betrifft», sagt sie.

Umdenken durch Demonstration

Viele sehen sich durch diesen «Rentenklau», wie ihn die Gewerkschaften bezeichnen, vor den Kopf gestossen. Obwohl sie ein Arbeitsleben lang in die AHV eingezahlt haben, erhalten viele bereits heute eine Rente, die zum Leben kaum noch ausreicht. Nun verschärft sich die Lage zusätzlich dadurch, dass die Spitex und sonstige Pflegedienste im Kanton Bern für Rentenbezügerinnen und Rentenbezüger sowie für Bedürftige nicht mehr im bezahlbaren Rahmen liegen.

«Unsere Pensionskassen gehören nicht auf die Pokertische von Spekulanten!»

Greis

Wie Tausende andere appellierte Bürgi am Samstag an die Politik und die Gesellschaft: «Ich fordere eine Politik für alle, sowohl für Alte und Bedürftige wie für die Jungen.»

Auch für Regula Tschanz, Geschäftsführerin der Grünen Kanton Bern, ist klar: «Steuersenkungen gehen irgendwann nicht mehr auf.» Sie fordert ein Umdenken und ist sich sicher, dass diese Demonstration dazu beitragen könnte. «In allen Kantonen lässt sich das Sparen beobachten», so Tschanz, «doch dass bei den Schwächsten und Menschen mit einer Behinderung gespart wird, ist nicht vertretbar.»

Nationale Solidarität

Die musikalische Begleitung des Tages wurde vom Berner Rapper Greis übernommen. Dieser war sichtlich erfreut ob des grossen Andrangs: «Ein solches Fahnenmeer aus so vielen Leuten, die zusammenhalten, habe ich noch nie gesehen.» Er selbst setzt sich ebenfalls für sichere Renten ein. «Es sind unsere Pensionskassen, und diese gehören nicht auf die Pokertische der unzähligen Spekulanten», so Greis. Für ihn gebe es keinen Grund für die stattfindende Umverteilung von Unten nach Oben.

Unter den Demonstrierenden waren auch viele Staatsangestellte, die unter den stets sinkenden Löhnen leiden. Einer von ihnen ist Andreas Schneider aus Bern. Auch für ihn ist es an der Zeit, dass sich etwas ändert. «Es ist eine Katastrophe, wie die AHV heutzutage angegriffen wird.» Obwohl Andreas Schneider Staatsangestellter ist, fühlt er sich von den Sparmassnahmen weniger betroffen. «Trotzdem solidarisiere ich mich mit jenen, die unter solchen Massnahmen leiden.»