Kunst-Stafette #59: Silvana Iannetta

von Magdalena Schindler 23. Juni 2016

Silvana Iannetta befragte 2014 Macherinnen und Macher der Heitere Fahne in Wabern zum Ort ihrer Visionen. Was in der Kulturbeiz als Tischset zur virtuellen Begegnung einlud, lebt auf Journal B wieder auf.

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Silvana Iannetta:

Die Heitere Fahne ist ein integratives Kultur-, Theater- und Gastronomieprojekt in der ehemaligen Brauereiwirtschaft am Fuss des Gurten. Sie wird vom Kollektiv Frei_Raum getragen und von rund 40 Freiwilligen ehrenamtlich betrieben. Ziel war (und ist), einen Treffpunkt zu schaffen, wo nicht Konsum und Kommerz dominieren. Stattdessen sollen sich dort Menschen mit all ihren Besonderheiten frei und ungezwungen begegnen, austauschen und einbringen können.

Ursprünglich war das Projekt auf sechs Monate befristet. Nach den ersten drei Monaten wurde eine Halbzeit-Bilanz gezogen. Ich habe mich dort eingeklinkt und mit der Intervention «Auf dem Tisch» die Frage in den Raum gestellt: Ist die Heitere Fahne der erträumte Gegenort zur Gesellschaft? Ich lud zehn der Betreiberinnen und Betreiber zum Interview. Dabei setzte ich mich mit meiner Gesprächspartnerin, meinem Gesprächspartner jeweils an einen der Tische in der Beiz der Heitere Fahne und befragte sie/ihn zu ihren/seinem Bezug zu diesem Ort. Die Gespräche spielte ich später in Form der Tischsets in den Raum zurück. Die Gäste konnten so die Interviews genau an dem Platz ansehen, wo sie entstanden waren – sie brauchten bloss den QR-Code mit dem Smartphone einzuscannen. Es blieb dann ihnen überlassen, sich zu verorten und Bilanz zu ziehen.

Welchen Raum brauchst du für deine Kunst?

Mich interessieren Orte und die Bezüge, die wir dazu haben. Die Verknüpfung von Orten mit dem Informationsraum des Internets ermöglicht nicht nur neuartige Raumerfahrungen, sondern auch neue Formen der Reflexion. Neben dem realen physischen und dem virtuellen Raum ist der diskursive Raum sehr wichtig.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Kunst und Gesellschaft stehen für mich in einer Wechselwirkung. Das eine ist ohne das andere nicht denkbar.

Suchst du die Öffentlichkeit?

Etwas vom wichtigsten für mich ist die Auseinandersetzung, der Austausch. Öffentlichkeit ist eine Voraussetzung dafür.

Wo siehst Du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Bei jeder und jedem. Räume, auch öffentliche, sind ja nicht einfach gegeben, sondern wir bringen sie hervor. Nicht die Nutzung sollte im Zentrum stehen, sondern wie wir sie mit unseren Handlungen und unserem Verhalten im positiven Sinn erzeugen, verändern, beeinflussen können. Es geht um Gestaltung.

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Überall und nirgends, ich mag es, unterwegs zu sein.