Kummerbuben 2: Kuss der kalten Schnauze

von Manuel Gnos 23. Februar 2015

Er hatte es vor einer Woche prophezeit: Auch die Kummerbuben mit Sänger Simon Jäggi werden nach einem Erfolg von der Realität eingeholt – allerdings nicht wie befürchtet im Aargau, sondern in einem ehemaligen Stall in Luzern.

Die sechsköpfige Berner Band Kummerbuben tourt im Moment mit dem neuen Album «Dicki Meitschi» durch die wichtigsten Clubs in den wichtigsten Schweizer Städten. Wir «sprechen» danach jeweils mit Simon Jäggi, Sänger und ehemaliger Journalist, via Facebook-Chat. Jäggi arbeitet als Verantwortlicher für die Öffentlichkeitsarbeit im Naturhistorischen Museum Bern.

Nach dem fulminanten Tour-Start mit der Plattentaufe im Dachstock habt ihr am Wochenende in Aarau und Luzern gespielt. Wie ist es gelaufen?

Simon Jäggi:

In Luzern hat uns die kalte Schnauze der Realität geküsst.

Was ist passiert?

Es kamen knapp hundert Leute, das war ein bisschen wenig. Immerhin ist die Schüür ein stattlicher Club. Aber den Luzernern scheint es trotzdem gefallen zu haben, wie man lesen kann. Offenbar war zuviel los an diesem Abend. Fünf andere Anlässen, die uns wohl Leute gekostet hätten, meinten liebe Luzerner, die uns zu trösten versuchten.

Dann wart ihr so sehr enttäuscht, dass man euch trösten musste?

Weniger enttäuscht als die Basler Fans am Sonntagabend.

Wie geht ihr innerhalb der Band mit einem solchen Abend um? Betreibt ihr ausgiebig Ursachenforschung?

Ja schon. Aber danach haben wir Skisprung-Stürze auf Youtube geguckt, das hat geholfen.

Wie wars denn im Aargau?

Aarau war 1A. Das Kiff-Foyer war schön voll und die Leute haben lautstark nach «Schlachthof Nord» verlangt. Diesen Song wollten wir eigentlich gar nicht spielen. Wir hatten ihn schon lange nicht mehr gebracht. Darum war es ein kleines Wagnis. Aber als der Pulk in den ersten Reihen den Refrain mitgesungen hat, hatte ich Gänsehaut.

Seid ihr eigentlich eine Band, die nach dem Konzert nach Hause fährt oder übernachtet ihr lieber vor Ort?

In der Schweiz fahren wir fast immer nach Hause. Schon nur, weil es sich die meisten Veranstalter nicht leisten könnten, uns ein Hotel zu bezahlen. Aber in Deutschland schlafen wir freilich in Hotels.

Ich nehme an, für keinen von euch ist diese Band die Haupteinkommensquelle. Verdient ihr eigentlich irgendetwas damit? Oder legt ihr nur drauf?

Wahrscheinlich würden wir mehr verdienen, wenn wir am Handwerkermärit gestrickte Socken verkaufen würden. Aber Musik machen bringt halt noch immer mehr Thrill als Lismen.

Am nächsten Samstag gehts für euch nach Biel. Lasst ihr euch durch die Veranstalter über den Stand des Vorverkaufs informieren oder werdet ihr lieber überrascht?

Ich steh am Liebsten einfach auf die Bühne und schau ins Publikum. Manchmal schluckt man halt leer und manchmal ist es wow. Und dann gebe ich möglichst alles, seien es zehn Leute oder achthundert.

So, wir lassen dich jetzt wieder in Ruhe. Schliesslich hast du heute Geburtstag. Alles Gute auch an dieser Stelle! Und dann bis nächste Woche.

Merci bien!