Kunst-Stafette #28: Bernhard Gerber

von Magdalena Schindler 13. Januar 2015

Bernhard Gerbers Fenster-Installation lässt unseren Blick in imaginäre Tiefen schweifen, wirft uns aber auch auf die eigenen Denkräume zurück. Als einen seiner Lieblingsorte in Bern nennt der Künstler das «National».

Was hat dich zu dieser Arbeit veranlasst?

Bernhard Gerber:

Ich schuf diese Arbeit für meine Ausstellung letzten Sommer im Pavillon Tribschenhorn in Luzern; Max Christian Graeff schrieb dazu treffend: «Vier Fenster von Bernhard Gerber liegen in der Gegend herum, mitten im Grün, jedes für sich ein Objekt. Je konkreter ein Objekt ist, desto kürzer greifen die Witze, die einem spontan dazu einfallen, zum Beispiel: «Es ist so gute Luft hier; mach doch mal das Fenster auf!» Oder auch irgendwas zum Lüften des Rasens. Doch eben – der Gag so kurz wie der Rasen … Es ist nicht ein Fenster, es sind vier, in der Gruppe eine Behauptung manifestierend. Und spätestens das Serielle bzw. die Kombination von Einzelobjekten sagt, dass wird es hier mit einer Überzeugung zu tun haben, nicht nur mit einem Gag. Wir blicken durch die Fenster in einen theoretisch unendlichen Raum, der durch die Masse des Objekts und unser rechnerisches Imaginieren zu einem Raumkörper wird, zu einem Würfel. Der schwarze Block, nicht auf die Welt gesetzt, sondern ins Innere ragend. (…) Ein Fenster in die Erde: Ermöglicht es den Blick in sie hinein oder jenen aus ihr heraus? (…) Die untere Glasebene der Doppelscheiben ist mit Folie geschwärzt, quasi negiert. Schwarz ist ein Nichts, das alles ist. Schwarz steht für das, was wir uns nur vorstellen können.» (Max Christian Graeff, Auszug aus dem Katalog zur Ausstellung im Pavillon Tribschenhorn, 2014)

Welchen Raum brauchst Du für deine Kunst? 

Raum für meine Kunst ist für mich überall dort, wo in mir etwas angeregt, angestossen, an- oder aufgekratzt wird. Zuweilen erleuchten mich Eingebungen in meinem Atelier in Münsingen.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

In meinem Schaffen lasse ich mich oft von gesellschaftspolitischen Gegebenheiten und Hintergründen inspirieren. Ich versuche, menschliches Handeln zu verstehen, indem ich es interpretiere und in einen neuen Kontext stelle. Meine Projekte, Interventionen und Installationen sind meist situationsbezogen und orientieren sich an örtlichen Gegebenheiten. 

Suchst du die Öffentlichkeit?

Öffentlichkeit ist immer der Gegenpart der kunstschaffenden Person. Öffentlichkeit spiegelt Prozesse und konfrontiert. Öffentlichkeit ist der Sand im Getriebe künstlerischer Arbeit. In der Öffentlichkeit fehlt der institutionelle Rahmen – sie ist quasi freie Wildbahn. 

Wo siehst Du Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Öffentliche Räume sind für mich Oasen. Sie vernetzen Menschen, weil sie Alltagswelten durchdringen und auf einfache Art und Weise niederschwellig zugänglich sind. Öffentliche Räume sind spannende Begegnungsfelder, in denen sich Kunst immer wieder manifestieren sollte. 

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Das Restaurant National. Was wäre das «National» ohne Aziz? Der Gaststuben-Kellner, der jedem Gast die Hand zum Gruss und Abschied reicht. Da treffe ich meine Leute und vergesse manchmal die Zeit beim Zuhören, Diskutieren, Erzählen, Erläutern…. Da esse und trinke ich. Da lese ich Zeitung. Da verbringe und verlebe ich gerne Zeit.