Kunst-Stafette #15: Besmer & Weidmann

von Magdalena Schindler 20. Mai 2014

Mit der Installation «Rozanne» verwandeln Jeanette Besmer und Gabriela Weidmann die Kanzeln der Untertorbrücke in ein potentielles Schiff, das einlädt die Segel für eine Reise im Kopf zu hissen. 

Was hat euch zu dieser Arbeit veranlasst?

Jeanette Besmer und Gabriela Weidmann:

Ein gedanklicher und tatsächlicher Spaziergang durch Bern endete in der unteren Altstadt an der Aare. Die fehlenden Geranien und die schiffsähnliche Architektur der Untertorbrücke mit ihren vier Predigerkanzeln, die uns an Bug und Heck erinnerten, setzten Denkprozesse in Gang, die wir in unserem «schlauen Buch» sammelten. Dieses diente uns während unserer Zusammenarbeit als Erinnerungsstütze und als Kommunikationsmittel untereinander. Aus dem Zusammenspiel dieser Notizen und unserem Blick auf die Stadt entstand die Arbeit «Rozanne».«Rozanne» kann als Segel gesehen werden, das die Brücke zum Schiff werden lässt und damit in Bewegung bringt. Die Passanten werden dabei zu Protagonisten, Piratinnen, Kapitänen oder Entdeckerinnen. «Rozanne» liegt vorne im Bug und überlappt das Trottoir. Das Segel soll gehisst werden, eine Reise kann beginnen, wo man steht und geht. Tag für Tag. Das Tuch kann aber auch der Drache sein, den man steigen und treiben lässt im Wind, auf See oder an Ort.

Was hat es mit dem Titel der Arbeit auf sich?

«Rozanne» entstand in der Folge einer anderen gemeinsamen Arbeit, welche ebenfalls die architektonischen Vorgaben der Stadt aufnahm und das Fernweh, das Verreisen auf verschiedenen Ebenen thematisierte. Die damalige Arbeit «Kasimir» entstand am Junkerngass-Brunnen, an den wir nebst Bild und Holz zwei Wachsruder anlehnten. «Rozanne» ist unsere dritte künstlerische Zusammenarbeit. Ohne die Arbeit als Duo zu forcieren, schätzen wir es sehr, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt.

Welchen Raum braucht ihr für eure Kunst?

Den geistigen, zeitlichen, alltäglichen Raum. 

Sind gesellschaftliche Fragen Thema eurer Kunst?

Res publica res populi est. 

Sucht ihr die Öffentlichkeit?

Bedingt. Sich der Öffentlichkeit zu stellen ist inspirierend und bedrängend zugleich – so anregend es ist, löst es doch auch Unbehagen aus.

Wo seht ihr Potential zur Nutzung des öffentlichen Raums?

Indem man die Kunst an alle richtet, rücken Künstler und Betrachter einander näher, wodurch das Verbindende wichtiger wird als das Trennende. Dies hat zur Folge, dass die Grenze, wo Kunst anfängt und endet, gelockert wird. Die Schwelle fällt weg –  die Kunst erreicht den Betrachter oder die Betrachterin unverhofft. Für den Künstler oder die Künstlerin eröffnen sich ebenfalls direktere und bestenfalls intensive Erfahrungen.

Welches ist euer persönlicher Hotspot in Bern?

Die grünen, ruhigen Zonen in und um Bern herum sowie die bewegten und bewegenden Orte, wie beispielsweise kürzlich die Wifag vom «AUAWIRLEBEN-Festival».