Kunst-Stafette #06: Scheidegger & Koch

von Magdalena Schindler 14. Januar 2014

Ariane Koch und Sarina Scheidegger streunen zusammen mit Autoren und Autorinnen, Performern und Performerinnen, Besuchern und Besucherinnen durch die Stadt.

 

Etwas Regen. In Staubwolken gehüllt.
Durch die Quadrate hindurchgefahren.
Die Erdhügel gefallen dir besser.
Ahnungslos von Stein zu Stein.
Ich erinnere mich nicht mehr an die Häuser hier.
Ein Haufen gezüchteter Tiere bringt die Steine von A nach B.
B ist eine Vorstellung.
Plötzlich habe ich Steine in meinem Bauch.

Was hat euch zu dieser Arbeit veranlasst?

In unserer gemeinsamen künstlerischen Arbeit beschäftigen wir uns zurzeit mit dem Stadtraum und seinen Veränderungsprozessen. Wir interessieren uns für den Zusammenhang zwischen Schreiben und Gehen und für den Stadtraum als ein lesbarer Raum. Die Stadt ist ein unendliches System an Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, in denen es Wege zu finden gibt. «Looking for Fritz» vereint einen kollektiven Text und vier performative Spaziergänge in der Stadt Basel. Während der letzten zwei Monate streiften wir zusammen mit fünf Autoren und Autorinnen durch die Stadt Basel. Dies bildete die Grundlage für die Entstehung eines kollektiven Textfragments. Der Text wird durch vier performative Spaziergänge wieder in den Stadtraum rückgeführt. Es sind Routen, die sich durch subjektive Bezüge zur Stadt manifestieren, die zahlreichen Perspektiven auf den Raum unterstreichen und damit ein eigenes kartographisches System aufbauen. Es entsteht vier Mal ein neuer Weg durch und eine neue Perspektive auf die Stadt.

Welchen Raum braucht ihr für eure Kunst?

Bisher waren das: Die Strassenbahnen in Leipzig: Linie 15, 8, 11, 16, 3, 14, Ausstellungsraum Klingental, die Stadt Voronezh und die Stadt Basel.

Sind gesellschaftliche Fragen Thema eurer Kunst?

Ja. Dazu Jacques Rancière in «Die Aufteilung des Sinnlichen»: «Kunst ist in erster Linie dadurch politisch, dass sie ein raum-zeitliches Sensorium schafft, durch das bestimmte Weisen des Zusammen- oder Getrenntseins, des Innen- oder Aussen-, Gegenüber- oder In-der-Mitte-Seins festgelegt werden. Kunst ist dadurch politisch, dass sie einen bestimmten Raum und eine bestimmte Zeit aufteilt, und dass die Gegenstände, mit denen sie diesen Raum bevölkert, und die Rhythmen, in die sie diese Zeit einteilt, eine spezifische Form der Erfahrung festlegen, die mit anderen Formen der Erfahrung übereinstimmt oder mit ihnen bricht. Sie ist eine spezifische Form der Sichtbarkeit, eine Veränderung der Beziehungen zwischen den Formen des Sinnlichen und den Regimen der Bedeutungszuweisung, zwischen unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber auch und vor allem zwischen den Formen der Gemeinsamkeit oder der Einsamkeit.»

Suchst du die Öffentlichkeit?

Unsere Öffentlichkeit ist der öffentliche Raum, darin finden wir Publikum, Anlass, Archiv und Aufführungsort für unsere künstlerische Praxis. Der öffentliche Raum ist eine enorme Anhäufung von komplexen, historischen und sozialen Phänomenen, deren Gemeinsamkeit in ihrer räumlichen Nähe besteht. Den Fokus richten wir auf die kleinen Verschiebungen von Ort und Zeit, von Begegnungen und Gesprächen, von räumlichen Konstellationen und Zuständen.

Welches ist euer persönlicher Hotspot in Bern?

Wir gehen gern ins Naturhistorisches Museum zu den seltenen Dioramen und für einen Absacker in gemütlicher Runde zieht es uns in die Zsa Zsa Bar in der Brunngasse.