Kunst-Stafette #02: Caroline von Gunten

von Magdalena Schindler 5. November 2013

Mit ihren «Bildflächen» aus Plastikfolie bringt die Künstlerin Caroline von Gunten Spaziergänger von ihrem gewohnten Weg ab. Transparenz und Verdichtung des Materials relativieren den Durchblick.

 

Welchen Raum brauchst Du für deine Kunst?

Caroline von Gunten:

Ich mache mir in meinem Alltag sehr unterschiedliche Räume zunutze. Ich arbeite einerseits in meinem Atelier, das sich in Basel befindet, oder in Bern am heimischen Wohnzimmertisch. Spannend finde ich auch das Reisen und den Zug. Ich nutze oft den Weg zwischen Bern und Basel als temporären Arbeitsplatz. Des Weiteren lasse ich mich immer wieder ganz bewusst auf Projekte ein, die ortsbezogen sind. Das Kunstwerk kann sich dabei auf die Geschichte, die Architektur oder sonst etwas Charakteristisches des Ortes beziehen. Dann gibt es noch Denkräume, die wir uns schaffen können –  und dabei geht manchmal unverhofft die Tür zu einem neuen Raum auf. 

Sind gesellschaftliche Fragen Thema deiner Kunst?

Ich lege es nicht darauf an, dass meine Kunst auf der ersten Ebene gesellschaftlich oder politisch ist. Aber ich bin, wie alle andere auch, ein Teil der Gesellschaft. Ich beschäftige mich in meiner Arbeit oft mit kollektiven Erinnerungen, Empfindungen und Erlebnissen. Am Anfang steht vielleicht eine persönliche Erfahrung. Schlussendlich soll sich die Arbeit aber zu etwas entwickeln, das dem Betrachter die Möglichkeit gibt, eine Erfahrung zu machen. Auch wenn das vielleicht nicht immer die gleiche wie meine ist. Themen wie Identität, Herkunft, Tradition, das «Schweizersein» und die Frage, wer wir sind und warum wir sind, wie wir sind, interessieren mich sehr. 

Suchst du die Öffentlichkeit?

Ich glaube jede Künstlerin und jeder Künstler, der ausstellt, sucht die Öffentlichkeit. Es gibt ja den Satz: Wer ein Kunstwerk ausstellt, erklärt sich zur Diskussion bereit. Öffentlichkeit beziehungsweise Gesellschaft ist ein fliessendes, sich ständig veränderndes Gefäss. Ich sehe dieses ständige Bewegen und Verändern als Chance und nicht als Schwierigkeit. 

Welches ist dein persönlicher Hotspot in Bern?

Es gibt in der Lorraine gleich bei der Gewerbeschule eine hängende Brücke, entworfen vom amerikanischen Klangkünstler Max Neuhaus. Wenn man sie überschreitet, vernimmt man ein tiefes Brummen. Wenn ich über diese Brücke gehe, begleitet von diesem Klang, bin ich immer sofort auf das Hier und Jetzt konzentriert. Selten ist mein Schritt so bewusst wie hier.