Startschuss am Burgernziel

von Willi Egloff 15. Dezember 2017

Das Bauprojekt Tramdepot Burgernziel kommt voran. Im Februar 2018 soll das Baugesuch für die Überbauung des Areals eingereicht werden. In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres soll mit dem Bau begonnen werden.

Noch deutet wenig auf die bevorstehende Überbauung hin. Ein leeres Tramdepot, das Restaurant Punto und gelegentliche Veranstaltungen auf dem leer stehenden Areal prägen das Bild. Nur der vereinzelte Einsatz von Baumaschinen hinter mobilen Absperrungen weist darauf hin, dass sich hier etwas tut.

Im Hintergrund wird aber emsig gearbeitet. Das zeigte sich am gestrigen Abend an einer Informationsveranstaltung, zu welcher die Gebäudeversicherung Bern (GVB) und die Wohnbaugenossenschaft ACHT (wbg8) eingeladen hatten. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Bauprojekt ist inzwischen überarbeitet und auf die Bedürfnisse einer genossenschaftlichen Wohnsiedlung angepasst worden. 101 Wohnungen, ganz überwiegend Familienwohnungen, werden auf dem Areal entstehen. Daneben sind Ladengeschäfte, Büro- und Gewerberäume, Schulräume für eine Basisstufe und eine Kindertagesstätte vorgesehen. Die Post hat die feste Absicht bekundet, im Gebäude eine neue Filiale zu eröffnen.

Das Projekt ist so angelegt, dass es höchste Umweltstandards erfüllt. Sowohl die Zertifizierung als 2000W-Areal als auch das Minergie-Eco-Label werden angestrebt. Der Generaldirektor der GVB, Ueli Winzenried, sprach denn auch mit ersichtlichem Stolz von einem Leuchtturmprojekt für ökologisches und energetisches Bauen.

Dass es nicht einfach um den Bau beliebiger Wohnungen geht, machte die Präsidentin der wbg8, Kathrin Sommer, klar. Ziel ist vielmehr eine altersmässig und sozial durchmischte Wohnsiedlung, welche auch in engem Kontakt zum umliegenden Quartier steht. Das soll einerseits durch Richtlinien für die Vermietung erreicht werden, welche auch Vorschriften für die Belegung der einzelnen Wohnungen enthalten, andererseits durch eine Gestaltung des Aussenraums, welche Begegnungen fördert. So sind nicht nur die Höfe und Spielplätze für alle Leute frei zugänglich, sondern auch die Dachterrassen im genossenschaftlichen Gebäudeteil. Stadtpräsident Alec von Graffenried, der noch in seiner frühern Funktion als Direktor bei der Losinger Marazzi AG an der Entwicklung des Projekts mitgewirkt hatte, war denn auch überzeugt, dass hier ein neuer Quartiermittelpunkt entstehe, ja dass dem Quartier hier „ein Herz eingepflanzt” werde.

Grösserer Planungsbedarf besteht zur Zeit noch hinsichtlich der Verkehrsführung. Wie Karl Vogel, der Leiter der städtischen Verkehrsplanung, ausführte, ist vorgesehen, dass auf der Thunstrasse stadteinwärts und stadtauswärts durchgehende Fahrradspuren gebaut werden. Durch die Versetzung der südlichen Tramhaltestelle in Richtung Burgernzielkreisel wird der dafür erforderliche Platz geschaffen. Allerdings ist die Warenanlieferung zur neuen Überbauung noch nicht abschliessend geklärt. Diesbezüglich bestehen Zielkonflikte mit der Pflanzung von Alleebäumen, mit der Ausgestaltung des Fahrradstreifens und des Trottoirs wie auch mit der Verkehrssicherheit.

Die aktuelle Planung sieht vor, dass die Wohnungen und Geschäfte im Frühjahr 2021 bezogen werden können. Zu wünschen wäre, dass die Stadtverwaltung ihre Arbeiten zur Sanierung der Thunstrasse und des Burgernzielkreisels so zügig vorantreibt, dass auch diese Vorhaben bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen werden können. Dies würde ermöglichen, dass der unvermeidliche Baulärm gebündelt würde und dass das neue Herz des Quartiers sofort mit dem Einzug der Bewohnerinnen und Bewohner und mit der Eröffnung der Ladengeschäfte zu pulsieren anfängt.