Uni Bern: Verdichtung nach innen

von Eva Matter 31. Januar 2017

Die Expansion der Universität in der Länggasse wird von der Quartierbevölkerung mitunter argwöhnisch verfolgt, denn die Hochschule konkurriert mit den Bewohnerinnen und Bewohnern um den begehrten Wohn-, Arbeits- und Lebensraum.

Kanton und Universität sind deshalb darauf bedacht, über ihre Ausbaupläne auf dem Muesmatt-Areal sorgfältig zu informieren. Bereits am 1. November letzten Jahres hat Baudirektorin des Kantons, Barbara Egger-Jenzer, zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Uni die Pläne auf dem Muesmatt-Areal vorgestellt – ein Ausbauschritt, der frühestens in zehn bis elf Jahren zur Eröffnung eines ersten neuen Gebäudes führen wird. Es geht vor allem darum, den rund vierzigjährigen Bau des chemischen Instituts an der Freiestrasse zu ersetzen, denn dieser ist stark sanierungsbedürftig: Er entspricht sowohl aus energietechnischen Gründen wie in Bezug auf die Sicherheit nicht mehr dem aktuellen Stand.

Magnetwirkung

Der Baudirektorin geht es aber um mehr als den reinen Ersatzneubau. Sie gerät regelrecht ins Schwärmen über die Chancen am Standort Muesmatt. Ihrer Ansicht nach bietet sich nämlich die Gelegenheit, mit einem qualitativ hochstehenden und ästhetischen Bau die Attraktivität der naturwissenschaftlichen Fakultät der Uni Bern insgesamt zu stärken. Ihr geht es darum, die Studierenden für die sogenannten «Mint»-Fächer (Mathematik, Informatik, Natuwissenschaften und Technik) zu begeistern, denn hier fehlten gerade im Kanton Bern die Fachkräfte. Der Standort Bern würde profitieren, wenn die Magnetwirkung der Uni Bern gestärkt werde, denn diese «top qualifizierten Leute» würden zum Arbeiten oft an ihrem Studienort bleiben.

Stadt-Universität

Egger-Jenzer machte zudem klar, dass die Universität auch in Zukunft viel Platz im Quartier beanspruchen wird: Der Kanton bekenne sich zu einer Stadt-Universität, erklärte sie unmissverständlich. Man wolle keinen «elitären» Campus auf einer grünen Wiese, sondern die Studierenden sollten dieselben Beizen besuchen wie der Sanitär-Installateur aus dem Quartier. Auf eine Frage aus dem Publikum, ob denn dieser Sanitär-Installateur nicht wegen der hohen Mieten bald aus der Länggasse wegziehen müsse, gab sie allerdings unumwunden zu: «Ja, der Druck wird steigen», das sei jedoch nicht nur in der Länggasse der Fall.

Zwei Baufelder

Konkrete Bauprojekte liegen allerdings noch keine vor, denn der Architekturwettbewerb wird erst in diesem Jahr durchgeführt. Nur die Eckwerte für die neue Überbauung sind festgelegt, erklärte Angelo Cioppi vom Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern. Geplant sind zwei Baufelder; eines entlang der Freiestrasse, wo Gebäude von 25 Metern Höhe erlaubt sein sollen – also so hoch wie das heutige Chemie-Gebäude. Dahinter ein weiteres Baufeld an der Gertrud-Woker-Strasse, auf dem sogar bis zu 40 Meter hoch gebaut werden dürfte.

Um mit dieser respektablen Gebäudehöhe nicht für allzu grossen Unmut in der Bevölkerung zu sorgen, werden auch Anliegen aus dem Quartier aufgenommen: Der Pausenhof des Muesmatt-Schulhauses, der Spielplatz und der Standort der Volksschule bleiben erhalten, versprachen Kanton und Universität. Auch die Sternwarte werde nicht angetastet – ein Entscheid, der in seiner symbolischen Bedeutung vielleicht nicht unterschätzt werden darf. Weiter wird Wert auf ein Netz von öffentlichen Wegen gelegt, damit das Gelände für Fussgänger durchlässig bleibt. Auch über die bessere Erschliessung mit dem öffentlichen Verkehr wird nachgedacht, wie Egger-Jenzer sagte, indem die überlasteten 12er-Busse ergänzt oder gar durch Trams ersetzt werden. Nur darüber, wie teuer dieser Ausbau zu stehen kommt, darüber wagen die Projektverantwortlichen zum heutigen Zeitpunkt noch keine Aussagen.

(Quelle: Länggassblatt Dez. 2016)