Von wegen Politik

von Christian Pauli 24. Dezember 2016

MEIN BEWEGTES 2016. – Es war das Jahr, in welchem der «Kulturakteur in die Politik» wollte. Aber 7376 Stimmen reichten nicht aus, um als Stadtrat gewählt zu werden. Und so endet das Jahr für Christian Pauli mehr mit Emotionen als mit Politik.

«Mach Dir nur mal keine Sorgen, als Mann auf der Liste des Grünen Bündnisses wirst Du eh nicht gewählt», sagte mir Aline Trede, als ich sie vor vielleicht einem Jahr darauf ansprach, dass ich gedenke, auf der Liste des Grünen Bündnisses für den Stadtrat zu kandidieren. Ich hatte so meine grundsätzlichen und persönlichen Zweifel, und wollte von der erfahrenen Politikerin wissen, was da auf mich zukommen sollte. Aline sollte Recht bekommen. 7376 Stimmen auf der GB-Liste: Das sind mindestens 1000 zu wenig, um in den Stadtrat zu kommen. Man mag das belobigen: «Für das erste Mal ist das ein gutes Resultat!» Man mag es kritisieren: «Ich find’s bedenklich, dass man als Mann auf der GrüBü-Liste fast keine Chance hat, gewählt zu werden.» Vermutlich habe ich einfach zu wenig gemacht, oder das Falsche – aber egal. Ich blieb realistisch und war damit auch nicht wirklich enttäuscht. Alines Realismus sei dank.

Und tatsächlich zeigt mir das Ende des Jahres, dass alles so richtig ist. Es begann frühmorgens am 9. November, dem Tag, an dem ännet dem Ozean einer das Rennen machte, dem es hoffentlich bald das Toupet lüpft. Die Nachricht, die mich gleichzeitig mit der anbrandenden News-Welle erreichte: Sandro ist tot. Sandro Wiedmer, der langjährige Dachstock-Booker, Reitschule-Aktivist, Kino-Nerd und überhaupt liebenswerte Mensch, wollte, wie Bädu Anliker, Trumps Wahl offenbar nicht mehr erleben. Eindeutiges Verdikt: Sandros und Bädus Tod haben mich viel stärker betroffen gemacht als Trumps Wahl. 

Und nun fordert dieses Jahr, kurz bevor es zu Ende geht, noch mehr Opfer. Meine Schwägerin hat ihr Leben in den Bergen verloren. Ja Freunde, hier soll es persönlich zu und her gehen, darum sage ich es so: Es braucht so wenig, um Politik, Wahlkampf und Wahlresultate aus der Tagesordnung zu verscheuchen. Dafür ist Musik immer passend. Das Konzert von Richard Dawson in der französischen Kirche Mitte November hat mich zu Tränen gerührt. Schön, dass meine Schwägerin auch dabei war. Dawsons grossartiges Album heisst, ganz richtig: NOTHING IMPORTANT.