Und er sprudelt doch: Wasserfall in der Elfenau

von Yannic Schmezer 22. Juli 2014

Der Wasserfall in der Elfenau ist trotz viel Gegenwehr nun doch fertiggestellt worden. Noch ist er ein Fremdkörper.

Irgendwie hat man sich noch nicht an seinen Anblick gewöhnt: Wie eine künstliche Insel steht er da, der Wasserfall in der Elfenau. Hie und da erntet er ungläubige Blicke von Passanten. Sie halten an und schiessen ein Foto. Vom 3m hohen Felsen aus Spritzbeton plätschert das Wasser einen steinernen Bach hinunter in ein rechteckiges, umzäuntes Becken. Die Vegetation konnte vieles was von den Baggern abgetragen wurde, wieder beleben. Trotzdem hinterlässt der Wasserfall eine Schneise, nicht zuletzt auch in den Köpfen.

Gespaltene Gemüter

Das Projekt wurde schon vor Baubeginn Objekt öffentlicher Kritik. Besonders unter den Anwohnern fand der Wasserfall wenig Anklang: Es schien schlicht nicht nachvollziehbar, warum eine so aufwändige und teure Massnahme in der Elfenau realisiert werden sollte. Begründet wurde sie mit den historischen Bauplänen von 1814, die im Auftrag der russischen Grossfürstin Anna Feodorowna erstellt wurden und für das Naherholungsgebiet am Rande Berns ursprünglich einen Wasserfall vorgesehen hatten. Gemeinderat Alexandre Schmidt fand zur Fertigstellung im April 2014 lobende Worte. So meint er „den Landschaftspark Elfenau […] in seiner ursprünglichen Konzeption wieder erfahrbar zu machen“ (wohlgemerkt, dass ein solcher Wasserfall im 19. Jh. ausser auf dem Papier nie existiert hat). Die Elfenau soll mithilfe des Projekts in ihrem grossen Potential wieder wachgeküsst werden.
Weniger erfreut über den künstlichen Wasserfall zeigt sich die IG Elfenau. In einer Stellungnahme vom September 2013 bezeichnet sie den 1.7 Mio. teuren Wasserfall als unnötiges Luxusprojekt. Zudem sei die Finanzierung durch den Fonds für Boden-und Wohnbaupolitik zweckentfremdet und der Kontrolle des Stadtrates entzogen worden.

Noch wirkt alles ein bisschen künstlich

Beim Spaziergang über den neuen Kiesweg, der unter dem Wasserfall hindurchführt, fällt vor alle eines auf: Man hat sich viel Mühe gemacht, den Exoten in das Landschaftsbild einzufügen. Wasserpflanzen mit grossen Blättern räkeln sich am Bachbett entlang und in den ruhigen Bach hat man Schilf gepflanzt. Trotzdem sieht der sperrige Felsbrock von weitem noch wie ein Fremdkörper aus. Vielleicht weil der er mit seinem hellen Grau farblich nicht zum grasbewachsenen Hügel passt. Oder vielleicht weil die Natur noch nicht genug Zeit hatte ihn einzuverleiben.

Mit dem Wasserfall gehen auch noch zwei Becken einher, in die das sprudelnde Nass über den Bach hineinfliesst. Eines davon ist streng rechteckig gehalten und von einem schwarzen Eisenzaun umgeben. Mit seiner kantigen Form bildet es das Gegenstück zum Wasserfall, bei dem man darauf geachtet hat, dass er möglichst natürlich wirkt. Vom grossen Becken kann man das nicht behaupten. Anders beim kleineren Teich, der rechts neben dem Becken liegt: Er sieht schon jetzt aus, als wäre er immer da gewesen.
Jedoch, und das ist äusserst schade, ist durch das gesamte Projekt Erholungsraum verloren gegangen: Wo früher eine Parkbank unter einem Baum stand, findet sich jetzt der kleine Teich. Den Trampelpfad, der dem Feld entlang führte hat man entfernt und ihn durch einen schmuckvolleren Kiesweg ersetzt, der jedoch den Charme des Feldweges vermissen lässt. Gesamthaft sieht alles gepflegter und geordneter aus. Ein perfekter Park, zumindest für eine russische Grossfürstin.

Die Wunden werden heilen

Seit dem 23. April ist es ruhiger geworden um das umstrittene Bauprojekt in der Elfenau. Die Stadt hatte bereits im Februar betont, dass ein Baustopp für sie kein Thema sei. Kritiker verstummten nach dieser klaren Stellungnahme. Die Quartierbevölkerung liess man einzig in der Hoffnung zurück, dass das Projekt den Landschaftspark auch tatsächlich aufwerten würde.

Eines ist sicher: Man wird sich an den Wasserfall gewöhnen. In einigen Jahren wird er zur Elfenau gehören wie das Restaurant Orangerie oder das dahinterliegende Schachfeld. In Anbetracht der vorherigen landschaftlichen Situation ist aber zumindest fraglich, ob es tatsächlich noch mehr Potential zu entfesseln gibt, als vorher bereits vorhanden war.