Die Sache mit dem Edilon-Infundo-System

von Anne-Careen Stoltze 3. April 2013

Es klingt fast wie ein mittelalterliches Liebeslied oder nach einem spanischen Dessert – und beides ist es nicht. Journal B klärt auf und sagt, warum es ein Segen für die Berner Altstadt sein soll.

Mit den Gleisen in der Marktgasse hat Bern bisher Pech gehabt. Schon kurz nach der fast 9 Millionen Franken teuren Sanierung vor 17 Jahren begann der Verfall. Seither wurde immer wieder notdürftig mit Teer ausgebessert, die Gasse sieht allerdings unschön aus. Der heutige Flickenteppich genügt den Ansprüchen des Unesco-Welterbes nicht mehr. Das ist es aber nicht allein, vielmehr ist die Gleisanlage in einem kritischen Zustand. Wenn nichts unternommen wird, drohe ein Gleisbruch, sagt das städtische Tiefbauamt auf der eigens für das Sanierungsvorhaben eröffneten Internetseite. Schuld an der Misere ist aber nicht die Bauherrin. Es ist das bisherige Gleissystem. «Masse-Feder-System» heisst es und ist für die Beanspruchungen von Tram, Bus und Lieferverkehr in der Marktgasse nicht geeignet.

Vorsicht: Abstecher in die Gleisbautechnik

Dabei liegen die Schienen in einem Gleistrog, und sind durch elastische Elemente mit dem Untergrund verbunden. Die Elemente verringern die Schwingungen zwischen dem Oberbau und dem Untergrund. Offenbar war die Auflast oder aber die Frequenz der Trams in der Marktgasse zu gross – im Gleistrog entstanden trotz der Federung feine Risse. Dadurch konnte Wasser eindringen und bei der Frostsprengung entstanden Schäden im Material. Sie zeigen sich für die Passanten als Stolpersteine. 

Damit Bern in den nächsten 20 Jahren in der Marktgasse dann wirklich mal Ruhe nach der Sanierung hat, hat sich das Tiefbauamt für ein anderes Gleissystem entschieden: die Edilon-Infundo-Technik. Dabei sind die Schienen auf einer Tragplatte mit einer Art dauerelastischen Kleber verbunden. Mit diesem System sollen die horizontalen und vertikalen Kräfte, die bei einem Tram wirken, deutlich verringert werden. Das heisst auch, dass die umliegende Pflästerung nicht in Mitleidenschaft gezogen wird – keine Flickarbeiten mit Teer mehr, keine Stolperfallen und eine schön gepflasterte Gasse im Unesco-Welterbe.

Das neue Gleissystem und die Sanierung wird Bern knapp 23 Millionen Franken kosten und einen Sommer lang die Innenstadt zur Baustelle machen. Die Kosten teilen sich die drei Bauherrinnen Tiefbauamt, Bernmobil und Energie Wasser Bern. Erneuert wird neben den Gleisen in der Marktgasse auch die Haltestelle Bärenplatz. 

Intensiv gebaut ab Samstag

Am 6. April beginnt in der Marktgasse die Intensivbauphase, die am 14. September beendet sein soll. In dieser Zeit wird der Verkehr umgeleitet. In den Nebengassen wird anschliessend ab dem 15. September bis in den November hinein gebaut.