Was Rechtes auf die Ohren

von Jessica Allemann 10. Februar 2013

Skurrile WC-Gespräche und respektvoller, empathischer Umgang mit Porträtierten werden am Hörfestival «SonOhr» prämiert. Hören Sie Ausschnitte der Gewinnerbeiträge.

Die aufkommende Nervosität im Foyer des Kinos Kunstmuseum am Sonntagabend vor der Preisverleihung des Berner SonOhr Hörfestivals klingt aussergewöhnlich gedämpft. Leise wird hier und dort diskutiert, viele stehen in sich gekehrt vor dem Eingang zum Kinosaal, als wüssten sie nicht so recht, wohin mit ihrer Aufmerksamkeit. Es ist, als ob in den vergangenen drei Tagen genug geklungen, geredet und gelauscht worden wäre.

Umso ausgelassener war die Stimmung im Saal, als die diesjährige Jury, bestehend aus Schriftsteller und Radiomensch Christian Gasser, Autorin und Radioschaffende Katja Alves und Komponist, Klanggestalter und Gewinner des letztjährigen Jurypreises «Non Fiction» Simon Grab, die Gewinnerinnen und Gewinner des Hörfestivals bekannt gab.

Stehen oder sitzen, das ist hier die Frage

In der Kategorie «Fiction» ausgezeichnet wurde die Satire «WC-Drama – Hörspiel von Gaudenz Trüb» von Lorenz Keller. Das WC-Drama lotse alle Facetten der Satire am Radio aus: empörte Hörerreaktion auf Satire, ein Song zum Thema und die Floskel eines hilflosen Radiomoderators. Dabei enthalte der nur 13-minütige Beitrag viel Gespür für das richtige Timing, feinen Humor, ein wenig Trash und darüber hinaus noch gute Musik. Der von der Stiftung für Radio und Kultur SRKS gesponserte Preis ist mit 1500 Franken dotiert.

Empathisch und vorurteilsfrei berichten

Der Preis für Non Fiction ging an das Feature «Kultur am Rand – das Labitzke-Areal in Zürich-Altstetten» von Thomas Niederberger und Francesca Nussio. Ein Feature müsse nicht immer die grossen Geschichten enthalten, sagte Christian Gasser in der Laudatio, es könne auch kleine Geschichten thematisieren, in denen die grossen Themen mitschwingen. So wie im 55-minütigen Feature über den Mikrokosmos des Zürcher Labitzke-Areals die städtischen Themen Immigration, Integration und Kultur angesprochen werden. «Sie haben uns die Menschen des Labitzke-Areals mit einer wahnsinns Empathie näher gebracht, ohne sie zu bewerten und zu verurteilen», ergänzt Katja Alves, «das ist im Journalismus eine hohe Kunst.» Der ebenfalls mit 1500 Franken dotierte Preis wurde vom Schweizer Syndikat Medienschaffender gestiftet.

Auszeichung für SonOhr-Publikum

Der erste Publikumspreis ging an Martin Bezzola für sein 43-minütiges Hörspiel «Der Elektrobarde», das bereits einen 2. Platz am Berliner Hörspielfestival erreicht hatte. Wenn das keine Auszeichnung für das SonOhr-Publikum ist.

Auf dem zweiten Rang der Publikumsbewertungen landete wiederum das «WC-Drama – Hörspiel von Gaudenz Trüb» von Lorenz Keller, dem Gewinner der Kategorie Fiction. Der dritte Platz ging an Rima Badeen für ihre Reportage «Zwischen Lust und Dunkelheit – Begegnungen im Basler Sexmilieu».

Akustisches Stimmungsbild

Auch Theresa Beyer von Subkutan war bei der Preisverleihung des 3. SonOhr-Hörfestivals dabei. Gesprochen hat sie mit den Preisträgern Thomas Niederberger und Francesca Nussio (Jurypreis Non-Fiction), Martin Bezzola (Publikumspreis) und mit Aldo Gardini, Jurymitglied vom letzjährigen Sonohr. Ein Stimmungsbild. Die ganze Kultursendung Subkutan hören Sie am Mittwoch, 13. Februar 2013 auf Radio RaBe.