Waren Sie schon in der Cantonale Berne Jura?

von Dorothe Freiburghaus 6. Januar 2013

Unsere Gastautorin gibt Einblick in die Fragen, die sie sich beim Betrachten der Kunstwerke der Cantonale Berne Jura stellt. Machen auch Sie sich auf den Weg durch die Ausstellungen und sagen Sie uns: Wo steht oder hängt Ihr Favorit?

So wichtig wie Ankäufe in den Ausstellungen sind Besucher – viele Besucher. Das Interesse des Publikums, des einzelnen Betrachters zählt. Was will uns die Künstlerin, der Künstler mitteilen? In ihren Werken blitzen Fragen unserer Gesellschaft auf und mögliche Antworten. Sie sind die Seismographen unserer Zeit.

«Sie sind die Seismographen unserer Zeit.»

Dorothe Freiburghaus, Leiterin Kunstkeller Bern und Gastautorin, über Künstlerinnen und Künstler

Ich stehe vor jedem Werk und frage: Berührt es mich? Stört es mich? Was bewegt die Künstlerin oder den Künstler, ist es so formuliert, dass ich es nachvollziehen kann? Versuche ich überhaupt es zu begreifen, oder gehe ich einfach an ihm vorbei? Ich mache mir ein Spiel daraus, ja einen Sport diese Fragen zu beantworten. Das Medium ist heute nicht mehr entscheidend, umso mehr aber dessen Beherrschung. Das Ausgedrückte muss klar und eindrücklich visualisiert sein.

Zum zweiten Mal denkt die Weihnachtsausstellung weiträumig, blickt sie über die Stadtgrenze hinaus. Die öffentlichen Häuser des Kanton Bern, Le Noiremont, Moutier, Biel, Bern, Thun und Interlaken haben sich zur CANTONALE BERNE JURA, zum gemeinsamen Blick auf das künstlerische Schaffen des Kantons, zusammen geschlossen. In Le Noiremont treffen wir auch auf Künstler der Stadt Bern oder Thun und umgekehrt. Für uns, die Besucher der Ausstellungen bedeutet das eine Bereicherung. Noch weiter öffnet sich der Blick, wenn wir entdecken, dass auch Künstler mitwirken, die heute in Zürich, Genf, Genolier, London oder Düsseldorf arbeiten – mit einem Bezug zu unserem Kanton.

«In Le Noiremont treffen wir auch auf Künstler der Stadt Bern oder Thun und umgekehrt.»

Dorothe Freiburghaus, Leiterin Kunstkeller Bern und Gastautorin

Sie leiten unseren Blick in die Welt hinaus. Das Angebot ist breit gefächert. Der Bezüge sind viele: kunsthistorische, wissenschaftliche, ökologische, soziale… Wo steht oder hängt Ihr Favorit?

Machen Sie sich auf den Weg durch die Ausstellungen! Noch reicht die Zeit. Und wenn Sie in Biel sind, sehen Sie sich auch die Ausstellung im Photoforum an. Giuseppe Micciché (*1971, Zürich) hat seine Spaziergänge mit seinem demenzkranken Vater festgehalten und damit ein Buch gestaltet. Die Blicke versuchen durch die Gegenwart in die Vergangenheit zu dringen – Orte, an denen der Vater gelebt und gearbeitet hat heraufzubeschwören – Orte, die nicht mehr sind, was sie waren. Sind diese Fotos Kunst? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Die Aufgabe, uns zu berühren, hat diese Arbeit auf jeden Fall erfüllt. Wir nehmen Ideen, Gedanken, Bilder mit in den Alltag.